Neue Ideen für die neue Saison

Symphonieorchester Vorarlberg schlägt 2019/20 die Brücke zur bildenden Kunst.
BREGENZ Sechs Konzerte und eine Oper sind das übliche Abo-Korsett, das unter dem Geschäftsführer Sebastian Hazod mit viel Bedacht und Fantasie mit Leben erfüllt wurde. Dabei werden der bisherige und der designierte Chefdirigent des SOV, Gérard Korsten und Leo McFall, je eine Produktion leiten. Erstmals wird mit dem Pianisten Alexander Lonquich auch ein Solist das Orchester leiten. Kirill Petrenko muss seine im Mahler-Zyklus noch ausstehende neunte Symphonie auf die Saison 2020/21 verschieben, da er im kommenden Jahr das Chefdirigat bei den Berliner Philharmonikern antreten wird.
Bei der Wahl der Solisten war man mit dem im Orchester als Solotrompeten tätigen Roché Jenny, dem Geiger Rudens Turku, der am Konservatorium eine Klasse leitet, der in Vorarlberg lebenden international renommierten Flötistin Jasmine Choi und dem Klarinettisten Sebastian Manz als Leiter der Alpenarte Schwarzenberg um regionale Verankerung bemüht. Mit einem Konzert im Lustenauer Abonnement will man sich dort neues Publikum erobern, auch ein Verein soll mit attraktiven Vergünstigungen das Konzertpublikum näher ans Orchester binden, wie das der Bratschist Guy Speyers als Orchestervertreter schilderte.
Klassik, Romantik, Gegenwart
Bei der Auswahl der Werke, die in den ersten drei Terminen noch auf den früheren Geschäftsführer Thomas Heißbauer zurückgehen, hat man auf thematische und stilistische Zusammenhänge gesetzt, mit populärer, aber nicht überstrapazierter Klassik und Romantik und deutlichen Akzenten auch auf Musik des 20. Jahrhunderts. So wird zum 50. Todestag mit seinem „Flagellantenzug“ an den vergessenen Feldkircher Komponisten Karl Bleyle erinnert, der zu Lebzeiten in Deutschland hoch gehandelt wurde. Auch ein Werk des 1970 verstorbenen Bernd Alois Zimmermann als einem herausragenden Vertreter der deutschen Avantgarde und frühe Lieder von Alban Berg werden aufgeführt. Von den 23 Komponisten stammen 13 aus dem 20. oder 21. Jahrhundert.
Als Opernproduktion in Zusammenarbeit mit dem Landestheater wird, wie bereits bekanntgegeben, im Februar Mozarts letzte Oper „La clemenza di Tito“ aufgeführt, mit dem von heuer bewährten Leading Team mit Dirigent Karsten Januschke und Regisseur Henry Arnold.
Eine Novität ist eine Brücke, die das Team des SOV zur bildenden Kunst und einem ihrer prominenten Vertreter im Land gefunden hat. Harald Gfader hat nach übermittelten Fotos zu den einzelnen Werken und Konzerten farbenfrohe und detailreiche Bilder gemalt, die im Booklet abgebildet sind und auch auf Plakaten verwendet werden. Der Künstler schilderte den spannenden Entstehungsprozess auch mit einem Grafikstudio und freute sich, dass es ihm gelungen ist, die Reproduktionsfähigkeit der Musik ins Bild zu übertragen. Die Bilder werden zum Preis von Euro 700 verkauft, wobei sich das SOV und der Künstler den Erlös teilen.
Hohe Eigenfinanzierung
Apropos Geld: Das SOV finanziert sich, wie Präsident Manfred Schnetzer mitteilt, bei einem 1,5 Millionen-Euro-Budget zu zwei Dritteln selber. Die Subvention des Landes beträgt derzeit 540.000 Euro, dagegen gibt es aus dem Bundesbudget keine Zuwendungen. Im finanziellen Bereich hilft auch, dass die Zahl der Abonnenten konstant ist und knapp die Zweitausendermarke erreicht und der Einzelkartenverkauf deutlich angestiegen ist. Die Konzerte sind im Durchschnitt zu 95 Prozent ausgelastet, was für das Team eine Bestätigung der gewählten Programmlinie bedeutet.
Eine Reihe zusätzlicher Aufgaben bei den Bregenzer Festspielen, den Montforter Zwischentönen, beim Festival „Texte und Töne“ im ORF mit neuester Musik aus dem Land und in der Musikvermittlung zeigen die enorme Breite der Einsatzmöglichkeiten des SOV. JU
Symphonieorchester 2019/2020
Konzert 1 Alexander Lonquich, Dirigent Klavier, Roché Jenny, Trompete,
Werke von Dvorák, Schostakowitsch, Mozart, 21. und 22. September
Konzert 2 Bruno Weil, Dirigent, Jasmine Choi, Flöte, Werke von Schumann, Reinecke, Haydn, 19. und 20. Oktober
Konzert 3 Gérard Korsten, Dirigent, Rudens Turku, Violine, Werke von Bleyle, Bruch, Tschaikowsky, 30. November und 1. Dezember
Konzert 4 Leslie Suganandarajah, Dirigent, Sebastian Manz, Klarinette,
Werke von Ravel, Francaix, Mozart,18., 19. und 20. Jänner
Konzert 5 Leo McFall, Dirigent, Mélissa Petit, Sopran, Werke von Wagner, Berg, Tschaikowsky, 18. und 19. April
Konzert 6 Nicholas Milton, Dirigent,
Werke von Zimmermann, Bruckner,
16. und 17. Mai
Oper mit dem Landestheater
„La clemenza di Tito” von Mozart
Oper mit den Festspielen
„Eugen Onegin“ von Tschaikowsky