Aaron Pilsan offenbarte bei der Schubertiade seine Vielfalt als Pianist

Der Pianist brillierte beim Schubertiade-Konzert in Hohenems.
Hohenems Aaron Pilsan (24) ist stets für ein Ereignis gut, so am Wochenende im ersten seiner drei Konzerte bei der heurigen Schubertiade, wo er von Anfang an bei Gerd Nachbauer hohe Wertschätzung und damit einen Karriereschub erfahren hat. In seinem bereits dreizehnten Konzert bei diesem Festival seit 2012 beweist der Dornbirner erneut, dass spontane Jugendlichkeit und künstlerische Reife einander nicht ausschließen müssen, sondern im Gegenteil oft zu außergewöhnlichen Ergebnissen führen. Kein Wunder also, dass sein Radius als viel bewunderter Konzertpianist auch Weltstädte wie New York und London erreicht hat. Gleichzeitig erweitert und festigt sich aber auch der Kreis seiner Fans im Land, die auch diesmal den Markus-Sittikus-Saal füllen und am Schluss vor Begeisterung fast ausflippen.
Frisch-fröhliche Art
Pilsan belohnt sie für ihre Treue in seiner frisch-fröhlichen, selbstbewussten Art jedes Mal mit einem hier noch nie gespielten Programm. Alles ist bei ihm im Kopf gespeichert, kann auswendig mit hellwacher Sensibilität abgerufen werden. Das gibt ihm Sicherheit, verlangt von dem jungen Künstler diesmal aber auch ein hohes Maß an Vielseitigkeit. Da ist im ersten Teil der eher versonnene Melodiker am Klavier, der Joseph Haydns scheinbar oberflächlich leichtfüßiger, nur dreisätziger Sonate in C-Dur das ihr zustehende Gewicht verleiht. Der gezielte Pedalgebrauch an einer von Haydn vorgeschriebenen Stelle zeigt über einer stupenden Geläufigkeit auch Detailfreude. Den langsamen Satz geht Pilsan wie improvisatorisch an, horcht immer wieder hinein, was ihm der Flügel an Klängen beschert, schüttelt oft erstaunt den Kopf über Haydns mutige Einfälle. Ebenso persönlich gestaltet er Beethovens frühe Sonate D-Dur op. 10/3, die weniger witzig, dafür technisch anspruchsvoller und weit tiefgründiger ausgestattet ist. So verliert er sich im düsteren Largo in Moll in sanglicher Lyrik, ohne je affektiert zu wirken, bis sich alles in Wohlgefallen auflöst.
Höchste Anforderungen an die Virtuosität
Die viel strapazierte zweite Gruppe von Schuberts vier Impromptus, D 935, das ist die mit dem Werk in As-Dur als Liebling des Publikums, ist für den Künstler eher gepflegte Routine, ein großes Atemholen auf das finale Hasardieren hin. Denn Franz Liszts „Mephisto-Walzer“ Nr. 1, der sich nicht auf Goethes Faust bezieht, sondern jenen von Nikolaus Lenau, stellt höchste Anforderungen an die Virtuosität der Pianisten, die ihn deshalb fürchten wie der Teufel das Weihwasser. Mit einem tiefen Seufzer stürzt sich Aaron Pilsan in das gespenstisch zerklüftete Werk, das wildeste Doppeloktav-Läufe, Akkordballungen und Arpeggien bereithält. Kein Problem für ihn. Er geht völlig darin auf, hämmert es in einer unglaublichen Leistung so lustvoll in die Tasten, dass es dabei zu einer Art Kräftemessen zwischen ihm und dem Steinway kommt, aus dem der Künstler letztlich als strahlender Sieger hervorgeht. Fritz Jurmann
Rundfunkwiedergaben: 4. Juni, 19.30 Uhr, Ö1; 24. Juni, 21.05 Uhr Radio Vorarlberg. Konzert von Aaron Pilsan und Kian Soltani bei der Schubertiade Hohenems: 13. Juli, 20 Uhr.