Die größten Mysterien des Lebens

Genau richtig
Jostein Gaarder,
Hanser,
128 Seiten
Bei Jostein Gaarder mangelt es nie an starken Themen.
Roman „Ist es nur ein glücklicher Zufall, dass wir hier sind?“ An großen Fragen mangelt es Jostein Gaarders neuem Buch nicht. „Genau richtig. Die kurze Geschichte einer langen Nacht“ erzählt von Albert, der erfährt, dass er nicht mehr lange zu leben hat und daraufhin in einer einzigen Nacht auf sein Leben zurückblickt, indem er es aufschreibt. Das ist zwar kurzweilig, aber stellenweise auch arg pathetisch. „Vielleicht mache ich mir meine Gedanken stellvertretend für die gesamte Menschheit“, überlegt der Ich-Erzähler, Albert, schon auf den ersten Seiten, und das ist nicht ironisch gemeint. Er ist in das Ferienhaus der Familie gefahren, seine Frau Eirin auf Geschäftsreise in Australien, sein Sohn und seine Enkel mit ihrem eigenen Leben beschäftigt. Albert will für sie alle und sich selbst aufschreiben, was mit ihm los ist und landet dabei vor allem bei seiner Ehe. Er erzählt, wie er Eirin an der Uni kennenlernte und sich in sie verliebte, obwohl er noch mit Marianne zusammen war – später die Hausärztin der Familie. Sie ist es schließlich auch, die ihm die todbringende Muskelkrankheit verkündet und ihm die Prognose gibt, maximal noch eineinhalb Jahre zu leben zu haben. Soll Albert seinem Leben ein Ende setzen, bevor er auf Hilfe angewiesen ist?
Über die Liebe
Gaarder macht aus dieser Frage weniger eine über das Sterben, als über die Liebe. Es geht vor allem um das Verhältnis zu seiner Frau, das gemeinsame Ferienhaus, das sie schon als Studenten entdeckten und dann als kleine Familie kauften. Und es geht auch darum, dass Albert seine Frau eine zeitlang mit Marianne betrog, deren alte Liebe später wieder aufflammte.
„Sollte ich ,Genau richtig‘ mit drei Begriffen beschreiben, würde ich es als eine kleine Geschichte über ,Leben, Tod und Liebe‘ bezeichnen. Und müsste ich mich mit nur zwei Worten begnügen, würde ich vielleicht sagen, dass es eine ,love story‘ ist“, sagt Gaarder über das Buch. Aber auch Astrophysik spielt dabei eine größere Rolle: „Ich wäre nicht der Autor dieses Buches, wenn diese Geschichte nicht auch nach den größten Mysterien des Lebens fragte: Was ist ein Mensch? Und was ist dieses Universum? Warum hatte der Urknall genau diese Eigenschaften und Fähigkeiten, um uns hervorzubringen?“
Der 67-jährige Norweger, der früher als Philosophielehrer arbeitete, bevor er sich für Schriftstellerei entschied, ist bekannt für seine kontemplativen Werke. Berühmt wurde er Anfang der Neunziger mit „Sofies Welt“. Darin erzählt er die Geschichte der Philosophie mit all ihren großen Denkern in Romanform und macht die verschiedenen Lehren leicht zugänglich. Auch „Genau richtig“ kann man vielleicht eher als Gleichnis lesen als einen Roman.
Am Ende ist es jedenfalls ein Unbekannter auf dem dunklen See vor Alberts Ferienhaus, der dem Erzähler in seinem Dilemma weiterhilft – mehr soll nicht verraten werden.
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