Mit einem kräftigen Vivacissimo in der Gemeindechronik verankert

Das Festival Klassik Krumbach hat auf spezielle, niveauvolle Art nun weitere Freunde gewonnen.
Krumbach Allesamt sind relativ jung, jedoch international erfolgreich. Die Flötistin kommt aus Slowenien, der Fagottist aus Frankreich, der Hornist aus Chile, der Cellist und der Bratschist wurden in Moskau ausgebildet, der Kontrabassist stammt aus Vorarlberg und ist in Salzburg tätig, eine Geigerin kommt aus Estland, die zweite aus Vorarlberg. So wie ihr Bruder, der Karinettist Alex Ladstätter, ist Natalia Sagmeister in renommierten Orchestern tätig, darunter bei den Wiener Philharmonikern. Gemeinsam haben die Geschwister das Festival Klassik Krumbach initiiert. Es bringt neben den hervorragenden Künstlern, die allesamt gute Kollegen der Intendanten sind, noch mehr Farbe in den Bregenzerwald sowie in das Vorarlberger Konzertleben und vor allem Klänge, die beispielsweise am Sonntagvormittag den schönen neuen Pfarrsaal zum vollbesetzten Konzertsaal machten und am Samstagabend die Kirche im wahrsten Sinne des Wortes ausfüllten.
Kulturarbeit
Wenn es Sagmeister und Ladstätter darum geht, das Publikum mit klassischer bzw. niveauvoller Musikliteratur zu konfrontieren, dann beschreiten sie jedenfalls unterstützenswerte Wege. Kein Mozartkugelprogramm soll anlocken, sondern das Bekannte gemischt mit dem Besonderen, mit Werken, die die Möglichkeiten der Instrumente ebenso vermitteln wie die Tatsache, dass ein György Ligeti genau so spannend sein kann wie ein Nino Rota, dass es nur ein wenig Zuhörbereitschaft braucht und schon ist man drin im unerschöpflichen Kosmos, der uns so viel bietet. Das ist Kulturarbeit. Das Kirchenkonzert hat es gezeigt, bei dem das Nonett für Bläserquintett, Violine, Viola, Cello und Kontrabass von Rota nicht nur die beiden Instrumentengruppen zusammenführt, die zuvor mit Dvoráks Streichquintett op 77, Zemlinskys Bläserquintett-Humoreske und Ligetis Bagatellen einzeln erfahrbar gemacht wurden, sondern bei dem ein Kammermusikensemble wie ein volles Orchester klang. Sagmeister und Ladstätter haben nicht nur hervorragende Musiker nach Vorarlberg geholt, ihr Technik-Team sowie die überlegte und spannungsreiche Dramaturgie der Programme machten das Erlebnis vollkommen. Was war das für ein Wow-Effekt. Luzidität bei den Holzbläsern, satte Streicherklänge, Schwermut und Witz gleichsam in der Thematik. Das Rota-Werk aus den 1970er-Jahren mit seinem Vivacissimo am Schluss ist alles andere als übliche Kirchenkonzertliteratur, dürfte die Bach-, Mozart- und Telemann-Freunde aber ebenso erfreut haben wie die absoluten Neulinge.
Die Musiker Triin Ruubel, Georgy und Alexander Kovalev, Dominik Neunteufel, Alja Vekaverh, Thomas Hecker, Romain Lucas, Matias Pinera und das Duo Ladstätter/Sagmeister können es riskieren, sich einer Akustik auszusetzen, in der jeder Ton sitzen muss. Das Ensemble Belle Fin brachte für einen Abend noch Wienerlieder mit, und selbstverständlich gab es auch einen Mozart. Kombiniert wurde er mit Spohr. Ladstätter und Sagmeister stehen durchaus für Lockerheit, weichen aber keinen Millimeter von ihrem hohen Anspruch ab.
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