Walgauer suchten nicht nur nach Gold

Die sehenswerte Wanderausstellung „wo.anders.hin“ dreht sich um das Thema Auswanderung.
Bludenz Walgauer versuchten ihr Glück als Goldsucher in Amerika, bauten Farmbetriebe in Afrika auf oder zogen als Schausteller um die Welt. Dieter Petras hat das Wanderungsverhalten von mehr als 3000 Menschen aus dem Walgau unter die Lupe genommen, die zwischen 1700 und 1914 ihre Heimat verlassen haben. Seine 400-seitige Doktorarbeit liest sich wie ein Kriminalroman. Die Forschungsergebnisse dienen als Grundlage für die Wanderausstellung „wo.anders.hin“, die vom Geschichtsverein Region Bludenz in Zusammenarbeit mit der Regio „Im Walgau“ konzipiert wurde. „Migration ist ein Normalzustand jeder Gesellschaft. Es war mir ein großes Anliegen, die Forschung zu den Menschen zu bringen“, sagt Petras.
Hochinteressante Geschichten
Zahlreiche Walgauer und Walgauerinnen wanderten nach Amerika aus, dort erhofften sie sich ein freies Leben und eigenes Land. Die Brüder Jakob und Johann Michael Häusle verließen 1872 ihr Elternhaus in Schlins. Noch auf dem Schiff lernte Jakob Häusle seine zukünftige Frau kennen. Im Zuge des Goldrauschs schuftete der Walgauer als Minenarbeiter. Die Schlinserin Viktoria Pfister wurde zwangsweise nach Amerika verschifft, ein Schicksal, das sie mit etlichen anderen teilte. Die Gemeinden wollten mit dieser Vorgehensweise Sozialfälle loswerden.
Antonia Matt kam 1878 ohne Beine zur Welt. Dem kerngesunden Mädchen wurden viele Steine in den Weg gelegt. Erst über Umwege fand sie eine Lehrstelle in Innsbruck in einem Modegeschäft als Schaustelldame. In ihrer Heimatgemeinde wurde sie für ihre Tätigkeit verspottet und musste unfreiwillig nach Ludesch zurückkehren. Schlussendlich gelang ihr die Flucht nach Italien. Mit Zirkus- und Varieténummern konnte sie sich einen Wohlstand in Millionenhöhe erarbeiten. Die italienische Erbin und Modeikone Marchesa Casati war die Enkelin des Göfner Fabrikanten Franz Xaver Ammann.
Die Besucher haben die Möglichkeit, mehr über die Auswanderung aus dem Walgau in Erfahrung zu bringen und spannende Einzelschicksale zu entdecken. Zusätzlich werden Vorträge, Lesungen und Filme angeboten. (www.imwalgau.at/termine) „Die Reaktionen waren bisher sehr positiv. Ein Wunsch von mir wäre, dass wir das Thema Einwanderung für die Öffentlichkeit aufarbeiten könnten. Die Forschungsergebnisse liegen bereits in der Schublade“, freut sich Petras.



ausstellungstermine
Stationen 2019
bis 29. August, Bludenz Galerie „allerArt“
4. bis 13. Oktober, Frastanz, Vorarlberger Museumswelt
18. bis 23. Oktober, Göfis, Gemeindekeller
4. bis 17. November, Thüringen, Villa Falkenhorst
Stationen 2020
10. bis 24. Jänner, Bürs, Gemeindeamt
8. bis 13. Februar, Ludesch, Valüna-Saal
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