Auch solche Männer sind heilbar

Molnárs bekannter Antiheld Liliom lässt sich durchaus auf Spielbarkeit trimmen.
Hallein, Hamburg Es darf ruhig gesagt werden, geschlagene Frauen, die die Gewalt durchgehen lassen, machen Klassiker schwer spielbar. Da gilt auch die Ausrede, dass ein Unternehmen die Aufgabe hat, das Publikum mit Standardwerken der Literatur zu konfrontieren, nicht. Molnárs Vorstadtlegende „Liliom“, uraufgeführt zu Beginn des 20. Jahrhunderts, mit dem gleichnamigen Titelhelden bzw. -antihelden, ist ein solches Stück. Das Hamburger Thalia Theater hat es gemeinsam mit den Salzburger Festspielen neu produziert. In der alten Saline auf der Perner-Insel verdeutlichen nicht nur Roboterarme, die ein Bühnenbild mit Parkbank, Akazien, Vollmond oder Holzhütten bauen, die Gegenwart, Julie agiert weitgehend als selbstbewusste (Sex-)Partnerin des ungehobelten Weiberhelden. Sie setzt in der veränderten Schlussszene, wenn Liliom, der sich im Zuge eines geplanten Raubmordes selbst entleibt hatte, eine zweite Chance auf Erden erhält, auf Verhaltensänderung durch einen Teamsport. Beim Seilhüpfen mit der mittlerweile zum Teenager herangewachsenen Tochter soll der Kerl Rücksicht lernen und Vertrauen gewinnen.
Ob es gelingt, bleibt offen. Das Umerziehungsprogramm im Vorhimmel, wo Liliom hundert Mal schreiben soll, dass er ein Teil des „repressiven Patriarchats“ sei, hat jedenfalls nichts genützt. Damit Kornél Mundruczós weitgehend poesiefreie Inszenierung nicht ausdünnt, wird auf Tempo und einige Gags gesetzt. Auch die Castorf‘sche Video-Technik und der von diesem Regie-Kaliber ab und zu angewendete Sprung in einen Pool wird bemüht. Im Großen und Ganzen funktioniert das Konzept, „Liliom“ ist auch dank eines guten Teams empfehlbar, und das überholte Rollenbild von Molnár und seinem Übersetzer Polgar steht schließlich nicht unter Schutz. VN-cd
Bis 28. August im Rahmen der Salzburger Festspiele auf der Perner-Insel in Hallein, ab 21. September im Thalia Theater Hamburg.
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