Quarta 4 Länder Jugendphilharmonie glänzte im Festspielhaus

Kultur / 06.09.2019 • 16:06 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Christoph Eberle hat mit Beethoven und Bruckner ein Programm der Kontraste geschaffen. Jurmann
Christoph Eberle hat mit Beethoven und Bruckner ein Programm der Kontraste geschaffen. Jurmann

Nach einer Art Vorpremiere in Schwarzenberg wurde der eigentliche Start der Quarta 4 Länder Jugendphilharmonie im Festspielhaus zu einem Fest der Jugend.

Bregenz Christoph Eberles anfänglich vieldiskutiertes Projekt einer Jugendphilharmonie mit Mitgliedern aus der erweiterten Bodensee-Region hat sich bei seiner vierten Ausgabe weiter konsolidiert. Es ist heute nach vielen Seiten, auch finanziell, abgesichert und wird vom deutlichen Publikumszuspruch getragen. Nach einer Art Vorpremiere tags zuvor in Schwarzenberg wurde der eigentliche Start der Konzertreihe am Donnerstag im Festspielhaus zu einem Fest der Jugend, die nicht nur freitags für das Klima, sondern auch für gute Musik auf die Barrikaden der Bühnen in der Region steigt, und der man ein Publikum wünschen möchte, das das originelle Abendprogramm auch studiert hat und nicht nach jedem Satz einer Symphonie zu klatschen beginnt.  

Höchste romantische Klangkunst

Eberle hat diesmal mit zwei der drei großen B’s der Musikgeschichte ein Programm der Kontraste geschaffen: Beethovens Tripelkonzert als klassisch gängige Gesellschaftskunst gegen einen Koloss wie Bruckners einstündige Symphonie Nr. 7 als Markstein höchster romantischer Klangkunst. Da liegen fast 100 Jahre und damit Welten dazwischen, auch eine riesige Anforderung, der sich die jungen Musiker mit höchstem Einsatzwillen tapfer stellen und letztlich ein Ergebnis erzielen, das die Zuhörer staunen lässt, aber auch berührt und mitreißt.

Denn der Dirigent hat natürlich in kluger Disposition, mit sorgfältiger Auswahl und genügend Probenzeit vorgesorgt, dass daraus kein Ritt über den Bodensee wird, sondern eine stets fest geerdete, technisch grundsolide abgesicherte und mit vielen glänzenden musikalischen Highlights versehene Aufführung. Vor kurzem ist er 60 geworden, vermittelt mit seiner Spannkraft, seinem Elan und Temperament den Jugendlichen noch stets den Eindruck, einer von ihnen zu sein, auf Augenhöhe mit den knapp 70 Musikern zwischen 14 und 26, die alle seine Kinder oder Enkel sein könnten. Auch ohne Partitur bei Bruckner entgeht ihm dabei kein Einsatz, auch bei heiklen Stellen ist er stets Herr der Lage, der mit seinen bekannten pädagogischen Fähigkeiten Sicherheit und Halt vermittelt.

Marie Isabel Kropfitsch (Violine), Julia Hagen (Violoncello) und Maximilian Kromer (Klavier).
Marie Isabel Kropfitsch (Violine), Julia Hagen (Violoncello) und Maximilian Kromer (Klavier).

So zeigt sich das Orchester nach kurzer akustischer Eingewöhnung Beethoven klanglich durchaus gewachsen – schlank und durchschlagskräftig im flexiblen und stets neu aufflackernden Zusammenspiel mit den drei Solisten, die dem Tripelkonzert in C-Dur den Namen gegeben haben. Sie sind alle um die 20, vielfach ausgezeichnet und brillant über der Sache stehend: die Wienerin Marie Isabel Kropfitsch, Violine, die Salzburgerin Julia Hagen, Violoncello, und der Wiener Maximilian Kromer, Klavier, die sogar ein penetranter Handy-Wecker im Finale nicht aus der Fassung bringen kann.  

Große Intensität

Unglaublich, welche Kräfte und Klangmassen dann in Bruckners Symphonie Nr. 7 in E-Dur vom Orchester freigesetzt werden, um der großartigen, himmelstürmenden Architektur des Werks gerecht zu werden. Im zentralen feierlichen Adagio mit seinem einzigen Beckenschlag, der sitzen muss, und den stilgerecht aufgebotenen vier Wagner-Tuben, mit denen Bruckner an den Tod seines Vorbilds erinnern wollte, entsteht da ein Klanggemälde von größter Intensität und Eindringlichkeit, wie man es einem Jugendorchester eigentlich nicht zugetraut hätte.

Aber auch die übrigen Sätze gehen unter die Haut, mit relativ wenigen 40 Streichern, die sich unter Konzertmeister Oskar Kaiser aber in sattem Sound gegen das massive Blech zu behaupten wissen. Christoph Eberle ist da in seinem Element, wie er es schon während seiner 16 Jahre an der Spitze des SOV gerade mit großen Kalibern wie Mahler und Bruckner eindrucksvoll demonstriert hat. Einiges von diesen Erfahrungen hat er auch seinen Youngsters vermittelt, die das begierig aufnehmen und weitertragen, in eine viel versprechende Zukunft.  Fritz Jurmann

Weitere Konzerte: 7. September, 19.30 Uhr, Waldorfschule Wangen; 8. September, 18.00 Uhr, Montforthaus Feldkirch; Rundfunkwiedergabe: 14. und 21. Oktober, 21.05 Uhr, Radio Vorarlberg