Doch noch eine Universität?
In regelmäßigen Abständen wird in Vorarlberg seit Jahrzehnten das Thema einer Universität diskutiert. Diesmal war es der Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Wilfried Kretschmann, bei seinem Besuch in Vorarlberg. Anfang der siebziger Jahre war es der damalige SP-Unterrichtsminister Fred Sinowatz, der bereit gewesen wäre, auch Vorarlberg eine eigene Uni zuzugestehen. Es war die Zeit der Neugründungen von Universitäten, in Österreich etwa Klagenfurt und einige Jahre früher Salzburg, in der deutschen Nachbarschaft Konstanz. Der damalige Landeshauptmann Herbert Keßler lehnte eine solche Ausbildungsstätte aber strikt ab – zu nahe waren ihm noch die Ereignisse der Studentenunruhen, zu sehr fürchtete die ÖVP aufgeschlossene, anders denkende Lehrer und Studenten. Selbst bei der Gründung des Felder-Archivs drängte man die Uni Innsbruck hinaus.
Es gab immer wieder Ansätze, neue Ideen und Initiativen, aber immer gab es die gleichen Gegenargumente des Landes. Man glaubte – in völliger Verkennung der Bildungssituation – mit der Fachhochschule in Dornbirn das Auslangen zu finden. Die Fachhochschule ist ein wichtiger Stein im Mosaik der Bildungslandschaft, aber sie kann keine Universität ersetzen.
Nun gibt es die Möglichkeit, das Thema Universität neu anzugehen. Schon länger gibt es Gespräche der Internationalen Bodenseehochschule (IBH), die in Verbindung mit dreißig Universitäten um den See steht. Daraus könnte – mit starken Fürsprechern – eine europäische Hochschule mit Standort in Vorarlberg entstehen. Eine Universität, die sich der unglaublichen Möglichkeiten aller Universitäten im Umkreis bedienen könnte, zu der hochqualifizierte Lehrende auf Zeit zum Unterricht kämen, eine Universität, die in Vorarlberg ihr Zentrum hätte und so in relativ kurzer Zeit zu einem bedeutenden europäischen Wissensstandort werden könnte.
Bildungslandesrätin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP) meinte dazu, dass sie „nicht genau wisse, was der Mehrwert wäre“. Angesichts ihrer bisherigen Bildungspolitik hätte es mich, mit Verlaub, gewundert, wenn sie das erkannt hätte. Etwas fixer war da ihr grüner Kollege Daniel Zadra, der verlangte, dass man sofort das Gespräch mit Baden-Württemberg suchen müsse. Und überhaupt wundere ich mich, dass da nicht gleich alle Bildungspolitiker des Landes aufspringen und fordern, dass diese Möglichkeit einer Uni für Vorarlberg heftigst verfolgt wird. Nicht zuletzt sollte sich da wohl auch die Landeshauptstadt Bregenz kräftig ins Gespräch bringen.
„Der damalige Landeshauptmann Herbert Keßler lehnte eine solche Ausbildungsstätte aber strikt ab.“
Walter Fink
walter.fink@vn.at
Walter Fink ist pensionierter Kulturchef des ORF Vorarlberg.
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