Teufelsaustreibung inklusive

Das Soundsnoise Festival am Spielboden – ein Abend
in vier Akten.
Dornbirn Den Organisatoren vom Spielboden gebührt ein großes Kompliment. Nicht selbstverständlich, aber umso wichtiger ist ein Festival wie das Soundsnoise. Die Frage nach der Wirtschaftlichkeit darf man sich gar nicht stellen, zu unterschiedlich sind die vier Formationen, die sich auf der Bühne die Klinke in die Hand drücken.
Erster Akt: Blind Butcher
Ein Feuerwerk gleich zu Beginn. Mit Gitarre, Schlagzeug und allen möglichen Effektgeräten bewaffnet machen die beiden Herren aus Luzern von der ersten Sekunde an klar: hier werden keine Gefangenen gemacht. Kompromisslos wird im überdrehten Motorik-Stil auf die Felle eingepeitscht, werden der Gitarre Riffs wie Maschinengewehrsalven entlockt. Das Stroboskop macht keine Pause, treibt das Tempo noch voran. In dieser Musik steckt viel Herzblut, das von Minute zu Minute mehr in Wallung gerät.
Zweiter Akt: Doomina
Die Musiker aus Kärten schreiben sich die Interpretation von epischem Post-Rock auf die Fahnen. Live ist das vor allem laut und beweist gleichzeitig, dass Bombast und Härte nicht über fehlende Ideen hinwegtäuschen können. Zu sehr verlieren sich Doomina im Posing, zu vorhersehbar sind die Stücke im Aufbau. Die Nutzung von zu vielen Effekt-Geräten resultiert am Ende in der Abwesenheit des Aha-Effekts.
Dritter Akt: Hope
Um etwas Melancholie ins Spannungsfeld zwischen Post-Rock und Ambient zu streuen, reiste die Gruppe um Sängerin Christine Börsch-Supan extra aus Berlin an. Das erste Mal an diesem Abend werden auch klare Songstrukturen hörbar. Die Lichtshow ergänzt die Darbietung perfekt – alles kühl. Der stärkste Moment der Darbietung war zweifelsohne der Ausflug zu Sonic Youth, etwas fraglich hingegen erscheinen die etwas oberflächlichen Texte, die sich dank der dramatischen Darbietung mehr Tiefgang geben als ihnen zusteht.
Vierter Akt: Algiers
Das glaubt man nicht, wenn man nicht dabei war. Wie die Voodoo-Priester treiben die Musiker aus Atlanta, Georgia, der Bühne die bösen Geister aus. Da wird mit allem Greifbaren auf Snare-Drums und andere Objekte eingeschlagen, sich am Boden gewälzt und in Zungen gesprochen, nur um dann aufzuspringen und eine Gospel-Punk-Perle erster Güte zu interpretieren. In weiterer Folge wird es für den Zuhörer etwas unübersichtlich. Blitzschnell wechselt man zwischen Punk, Industrial, Blues und Experimental-Rock. Die Gruppe spielt sich wahrlich in Ekstase und holt das Publikum genau mit dieser Emotion gut ab. Bei solch einer Energieentladung wird einem wieder bewusst, dass das Musik-Business ein schweißtreibendes ist.

Nächstes Konzert am Spielboden: Buntspecht am 20. September, www.spielboden.at