Dichter Günter Kunert 90-jährig gestorben

Kultur / 22.09.2019 • 21:32 Uhr / 2 Minuten Lesezeit

Berlin Günter Kunert, einer der großen zeitgenössischen deutschen Dichter, ist tot. Er starb am Samstagabend in Kaisborstel im Alter von 90 Jahren. Der gebürtige Berliner schuf ein umfassendes Werk mit Lyrik als Schwerpunkt. Aber auch Prosa – darunter zwei Romane, eine Autobiografie, Reisebeschreibungen, Essays, Drehbücher und Hörspiele.

In Kunerts Leben und Werk spiegelt sich die Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert: Geboren 1929 in Berlin noch zur Zeit der Weimarer Republik, wuchs er in der Nazizeit auf – verunglimpft als sogenannter Halbjude. In der DDR wurde Kunert, der nach dem Zweiten Weltkrieg auf den Sozialismus setzte und vom SED-Staat zunehmend enttäuscht wurde, lange bespitzelt. 1976 gehörte er zu den ersten Unterzeichnern eines Protestes gegen die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann. 1979 ließ die DDR den unbequemen Dichter in den Westen. 1950 erschien sein erster Gedichtband „Wegschilder und Mauerinschriften“ und 2019 der kritische DDR-Roman „Die zweite Frau“ – das Manuskript war bereits 45 Jahre zuvor entstanden, Kunert hatte es aus Sorge, ins Gefängnis zu müssen, unter Verschluss gehalten. Er hat ein Grab auf dem Jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee gekauft, wo er beigesetzt wird.

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