Vorarlberger Tanztheater als Kunst für alle

„CreaRedes“ ist eine in mehrfacher Hinsicht gute und wichtige Tanztheaterproduktion.
Hard Es war ein Herzensabend, ein Abend, der berührte und den Zuschauer bei der Hand nahm mit auf eine kleine Reise, die eine große Geschichte erzählt. Mehrere Generationen und auch mehrere Nationen standen am Samstag auf der Bühne in der Kulturwerkstatt Kammgarn in Hard.
Schon der Titel des Tanz-Theater-Musik-Abends ist Programm. „CreaRedes“, eine Ableitung bzw. Kurzform von Creacion de Redes, zu Deutsch „Netzwerk aufbauen“, erzählt über das, was uns Menschen verbindet, uns über Grenzen, Sprachen und Generationen hinweg vereint. Die Tänzerin und Choreografin Claudia Grava hat ihre Idee, ihre Vision von Menschsein, von Gesellschaft, von Zusammenleben mit sehr viel Charme auf die Bühne gebracht.

In kleinen Szenen wird das Verbindende aus verschiedensten Perspektiven beleuchtet, und es lenkt den Blick völlig undramatisch auf ganz kleine, aber wesentliche Dinge, die uns Menschen rund um den Globus gleich machen, haben wir doch alle ein Herz auf der linken Seite und eine Nase mitten im Gesicht. Alle suchen wir mehr oder weniger die Nähe zu anderen Menschen, und dass diese anderen Menschen auch aus anderen Ländern stammen können, eine andere Sprache sprechen oder einer anderen Generation angehören mögen, das erzählt „CreaRedes“ in ganz einfachen, aber umso schöneren und beeindruckenderen Bildern.
Den Nerv getroffen
Tanz, Text und Musik haben sich wunderbar ineinander verwoben, alle Beteiligten, ob Tänzerinnen, Tänzer, Musikerinnen, Musiker oder Slammerinnen und Slammer waren genreübergreifend involviert. Niemand blieb in seinem künstlerischen Metier, alle wagten sich auf dünnes Eis, und das beeindruckt, macht sie zu Heldinnen und Helden des Abends. Es ist großartig mitzuerleben, wenn eine Tänzerin singt, eine Musikerin tanzt, wenn Kinder Raum und Zeit auf der Bühne bekommen, wenn Menschen aus dem Publikum aufstehen und sich in die Choreografie einfügen, wenn über Skype Menschen in Argentinien dieselben Bewegungsabläufe mittanzen. Claudia Grava trifft sehr genau den Nerv der Zeit mit ihrem Stück. Sie zeigt uns auf leichtverständliche, auf klare, unverblümte, von Herzen kommende Art und Weise, dass es ganz viel gibt, was uns Menschen rund um den Globus verbindet und was unsere Leben reicher und friedlicher machen könnte. Damit hat sie als Künstlerin einen großen Auftrag angenommen und wunderbar umgesetzt.

Mitstreiter sind die Jodlerin und Akkordeonistin Margarete Müller, die Poetry-Slammerin Deborah Macauley, die Tänzer Willi Brozmann und Manuel Härtling, die Musiker Toni Micail und Moaz al Shammma. Das Wagnis, Kinder und Erwachsene ohne lange Proben, fast improvisierend, mit auf die Bühne zu nehmen, ist mutig, aber auch reizvoll und für dieses Stück absolut gewinnbringend. Die Harder Krokodile genauso wie Frauen vom Puppentheater Hard, Frauen aus dem Flüchtlingscamp Löwen und Freunde der Künstlerinnen und Künstler agierten voll Freude und Enthusiasmus.
Dieses Stück auf weiteren Bühnen des Landes und darüber hinaus zu zeigen, wäre ein richtiger und wichtiger Schritt in einer globalisierten, sich immer mehr vermischenden Welt, in der das Trennende leider noch viel zu präsent ist im Gegensatz zum Verbindenden und damit Gewinnbringenden. Und es ist auch deshalb so wichtig, weil es die Menschen dort abholt, wo sie sind, weil es einen niederschwelligen und für alle spürbaren Zugang hat, weil es die Kunst öffnet für jeden. FK
Terminlich fixiert ist eine weitere Aufführung des Stücks „CreaRedes“ am 26. Juni in der Remise in Bludenz. Schulaufführungen sind in Planung.