„Don Quijote“ reitet für Vorarlberger Schüler

Das Vorarlberger Landestheater kann es wagen, mit Weltliteratur in die Schulen zu gehen.
Bregenz Wie löst er bloß die Szene mit dem Kampf gegen die Windmühlen? Seit Jan Bosse im Vorjahr die Cervantes-Bearbeitung von Jakob Nolte mit Ulrich Matthes und Wolfram Koch so großartig bei den Bregenzer Festspielen umsetzte, hat sich wieder einmal bestätigt, dass man getrost einiges der Fantasie der Zuschauer überlassen kann. Wenige Tage zuvor ließ Mariame Clément einen Ventilator riesig aufblähen und erreichte damit, dass die Massenet‘sche Opernfassung der Geschichte des Ritters von der traurigen Gestalt nicht nur ob ihrer Tiefgründigkeit, sondern auch ob ihres Witzes nach der Premiere in Bregenz an deutsche Bühnen weitergereicht wird.
Nun hat sich das Vorarlberger Landestheater eines der berühmtestes Protagonisten der Weltliteratur angenommen und siehe da, auch im Kleinen funktioniert das Große. Ein paar Schneekugeln mit Windmühleninnenleben, ein Spielzeugpferd samt Reiter und schon ist sie da, die Imagination, schon ist die Szene perfekt.
Aufmerksam bei der Sache
Zugetragen hat sie sich am Mittwochvormittag in der Volksschule Rieden, bei der ersten Aufführung einer „Don Quijote“-Produktion, mit der das Landestheater in die Schulen, das heißt, auch in die Klassenzimmer kommt. Auch wenn die Architektur noch so reizvoll ist, Atmosphäre in einer recht großen Turnhalle zu erzeugen, stellt sich als weitere Herausforderung für Regisseur, Textbearbeiter und Ausstatter Holger Schober und für den Schauspieler Yannick Zürcher dar. Die zentrale Aufgabe ergibt sich aus der Tatsache, dass das Theater seinen „Don Quijote“ mit der Altersangabe 6+ versieht. Das engagierte Team um Theaterpädagogin Nina Fritsch und Holger Schober weiß jedenfalls genau, was geht, und dass es bei der Bearbeitung des komplexen Stoffs zwar einer enormen Straffung, aber keinerlei Banalisierung bedarf. Die Zweitklässler waren aufmerksam bei der Sache, sangen bei entsprechender Aufforderung lautstark mit und haben, wie sie im anschließenden Gespräch erkennen ließen, nicht nur die Handlung erfasst, sondern auch die Botschaft des Stücks.

Die Vermittlung des hohen Wertes von Selbstreflexion und Mitgefühl hat Yannick Zürcher aber auch bestens drauf. Der Schauspieler, der als Sancho Pansa mit allerlei erhellenden, aber auch skurrilen Requisiten die Rolle des Erzählers innehat, gelegentlich aber auch einmal kurz als Don Quijote vor uns steht, ist zudem so musikalisch, dass er mit dem Kazoo gleich einmal ein paar Schlager anstimmt. Gut getaktet, bringen sie gerade so viel Schwung in die Sache, dass die kleinen Zuschauer auch dann wieder voll dabei sind, wenn die Töne ganz leise werden. Es wäre ja auch falsch, das Traurige in „Don Quijote“ gänzlich auszuklammern.

So kann die gut 400 Jahre alte Geschichte über das Ringen um eine bessere Welt beim Landestheater zu einem wunderbaren, poesievollen, bewegten und bewegenden Spiel werden. Sie funktioniert vor dem ganz jungen Publikum, man kann sich aber auch gut vorstellen, dass etwas ältere Schüler auch noch viel davon haben, also jene Klassen, in denen das Werk von Miguel de Cervantes zumindest in einigen Auszügen bereits auf der Literaturliste steht.
Die Produktion wird Schulen angeboten. Öffentliche Aufführung am 15. März, 15 Uhr, in der Box am Bregenzer Kornmarkt: www.landestheater.org