Frank und frei ausgewählt

Austauschausstellung mit Arbeiten von Kunstschaffenden aus Unterfranken bei der Vereinigung KunstVorarlberg.
FELDKIRCH Den Austausch pflegt man bei KunstVorarlberg gern. Aktuell sind mit der Ausstellung „So weit – so gut“ Kunstschaffende des Berufsverbands Bildender Künstlerinnen und Künstler Unterfranken in Feldkirch zu Gast. Der Gegenbesuch in Würzburg ist im Frühjahr 2021 vorgesehen.
Frank und frei, aber mit klugem Blick auf die Räumlichkeiten der Villa Claudia hat die hiesige Jury aus Erhard Witzel, Markus Grabher, Florian Gerer und Edgar Leissing, über dessen Kontakt der Austausch zustande gekommen ist, aus den 13 Einreichungen gewählt. Acht Positionen, durchwegs arrivierte, sind es geworden, die zu einer äußerst homogenen Schau zusammenfinden. Am Beginn stehen sich die unglaublich zarten, mit Fineliner punktweise getüpfelten organischen Formen, als „Körper“ betitelten Zeichnungen von Christine Wehe Bamberger (1951) und eine One-Liner Zeichnung von Christiane Gaebert (1964) gegenüber. Letztere befasst sich in ihren mit einer einzigen flüssigen Bewegung gezeichneten, mit Farbe überarbeiteten Werken auf Leinwand mit Porträts und Menschengruppen – entweder als anonyme Menschenmenge oder, wie in einer zweiten Arbeit, konkret mit der irakischen Menschenrechtsaktivistin und Friedensnobelpreisträgerin Nadia Murad. Inhaltlich geht es um das Leid der Kinder und um Waffengewalt, formal spannend sind die Linienüberschneidungen und -verflechtungen im Bild. Gegenüber formt Helga Schwalt-Scherer (1962) aus Nato-Draht eine Maske und eine zusammengefaltete Decke, die gar nichts von kuschelig hat, während Gerda Enk den Berg zum Thema macht.
Der Lack ist ab
Ein spannendes Duo bilden die Skulpturen von Dierk Berthel (1963) und Anita Tschirwitz (1953). Berthel ist mit vielen Projekten im öffentlichen Raum und den drei Skulpturen in Feldkirch der Mann fürs Große und fürs Material. Der reinen Form verpflichtet sind die drei archaischen „Ringfiguren“ aus Stahl und Holz, die ganz ohne Sockel auskommen. Aus einem Unfall und dem Touchieren der Leitplanke sind die zwei gestisch-abstrakt wirkenden Serien von Antia Tschirwitz entstanden: Die Fotos zeigen den Lackschaden auf dem roten Auto, die Frottagen hat die Künstlerin geistesgegenwärtig vor Ort von der Leitplanke abgenommen. Die Kokons von geschlüpften Seidenspinnerschmetterlingen symbolisieren in den fragilen, meist monochrom gefassten Tableaus von Walter Bausenwein (1946) Transformation und den ewigen Kreislauf von Werden und Vergehen. Gabi Weinkauf (1958) verwendet das Nest als Metapher für das Zuhause. Wie verschieden dieses Daheim aussehen kann, von gemütlich bis zur Nestflucht treibend, stellt sie mit Nestern dar: in witzigen, aber auch nachdenklich stimmenden Varianten vom Nest im goldenen Käfig über ein luxuriöses, mit Schmuckstücken ausgelegtes Nest, ein „Kitschnest“ aus bunten Spielzeugfiguren oder ein „Soldatennest“ bis hin zum „Reibungsnest“ aus Metallwolle.
Eröffnung in der Villa Claudia, Bahnhofstraße 6, Feldkirch, am 21. Februar, 19 Uhr. Zu sehen bis 15. März, Fr, 16 bis 18, Sa, 15 bis 18, So, 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr.