Trump und die Architektur
Stellen iSe sich das einmal vor: Der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz -dem ich ja manches zutraue, dieses aber nicht – erlässt eine Verordnung, dass Bundesbauten in Zukunft nur noch nach dem Vorbild der Ringstraßenarchitektur geplant werden dürfen. Also alles in historisierendem, neoklassizistischem Stil, bei Regierungsbauten der Eingangsbereich mit griechischen Tempeln nachempfundenen Säulen. Vereinfacht gesagt: Es sollen wieder schöne Bauten sein, nicht solche, die Architekten mit übersteigertem Ich-Bewusstsein der sogenannten Moderne zuzurechnen sind. Und darüber hat eine Kommission zu wachen, die ganz bewusst nicht mit Fachleuten, also keinen Architekten oder Kunstkennern, besetzt ist. Die Folge wäre wohl ein Aufschrei aus der Architektur- und Kulturszene, der die Republik erschüttern würde.
Die Anspielung ist klar: Gemeint sind Hitlers „Germanoklassizismus“ oder Stalins „Zuckerbäckerklassizismus“. Andere Beispiele aus jüngster Zeit, etwa der neue Palast des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan, könnte man nennen.
Dieser Schrei hallt gerade durch die USA. Denn Donald Trump, dem alles zuzutrauen ist, hat eine Verordnung mit dem Titel „Macht die öffentlichen Gebäude wieder schön“ erlassen. Darin ist vorgesehen, dass alle Bundesgebäude ab einer bestimmten Größe in Zukunft in „klassischem Stil“ neu gebaut oder umgestaltet werden müssen. Unterstützung erhält der Präsident von der wertkonservativen Kunstgesellschaft „National Civic Art Society“, die meint: „Zu lange haben die architektonische Elite und Bürokraten die Idee der Schönheit verhöhnt, den Mehrheitsgeschmack ignoriert und stillschweigend Steuergelder für den Bau hässlicher, teurer und unwirtschaftlicher Gebäude ausgegeben.“ So meint das auch Trump. Und nun greift er ein. Er wünscht sich „Würde, Kraft und Stabilität“ in der Architektur, greift damit also auf die Ideen der Gründerväter Amerikas zurück. Wobei die „Süddeutsche Zeitung“ dazu schreibt: „Dass ausgerechnet der Mann, der sein Land schon um viel Würde gebracht hat, die Dignität am Bau einfordert, ist eine Pointe der Weltgeschichte, in der sich Politik und Architektur, Macht und Machtbehältnisse schon oft grotesk umarmt haben.“
Die Anspielung ist klar: Gemeint sind Hitlers „Germanoklassizismus“ oder Stalins „Zuckerbäckerklassizismus“. Andere Beispiele aus jüngster Zeit, etwa der neue Palast des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan, könnte man nennen. Die Häme, die sich nun über Donald Trump ergießt, war zu erwarten. Zu glauben, dass sie ihn von seinem Vorhaben abbringen könnte, ist aber wohl naiv. Er sieht sich als Retter der Nation – in politischer, militärischer und nun auch kultureller Hinsicht. Davon wird ihn niemand abbringen können.
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