Berlin Regisseur Burhan Qurbani versucht es nun und geht damit als zweiter deutscher Filmemacher auf der Berlinale ins Rennen um den Goldenen Bären. Im Roman verlässt der Lohnarbeiter Franz Biberkopf nach Jahren das Gefängnis. Anders im neuen Film: Menschen ertrinken im Mittelmeer. Einer überlebt und versucht, in der deutschen Großstadt ehrlich durchs Leben zu gehen. Der Protagonist – großartig gespielt von Welket Bungué – heißt Francis. Er rettet sich aus Guinea-Bissau und lernt den Gangster Reinhold kennen. Albrecht Schuch spielt den als ziemlich irren Typen, mit schrägem Gang und säuselnder Stimme. Eigentlich will Francis ein guter Mensch werden. Aber Reinhold verwickelt ihn in seine Drogengeschäfte, nimmt ihn mit in Bordelle und Clubs und heuert neue Kuriere. Dann eskaliert die Situation – und Francis trifft die Prostituierte Mieze (Jella Haase). Mit seinem Buch wurde Döblin (1878-1957) zum Literaturstar der Weimarer Republik. Die expressive Sprache, eine rasante Szenenmontage, gute Dialoge und die beim Lesen fast spürbare Hektik des Großstadtlebens haben den Roman zum Welthit gemacht. Nicht einfach, diese Geschichte zu verfilmen – außerdem gibt es bereits zwei berühmte Vorlagen. Die erste Verfilmung erschien 1931 mit Heinrich George. Die heute berühmtere hat Reiner Werner Fassbinder als Miniserie inszeniert.
Qurbani schafft einen atmosphärisch dichten Film: „Ein Mensch kommt als Fremder in ein fremdes Land. Er ist entblättert von Sprache, von Sicherheit, von Würde. Und er muss es irgendwie schaffen, über das eigene Scheitern zu sich selbst und hier ankommen.“
Die Berlinale endet am 1. März mit der Vergabe der Goldenen Bären und weiterer Preise.