Knochenarbeit für Vorarlberger Choristen

Kultur / 27.02.2020 • 16:00 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Knochenarbeit für Vorarlberger Choristen
Chorakademie Vorarlberg unter der Leitung von Markus Landerer im Landeskonservatorium Feldkirch. JU

Die Chorakademie bringt unter Markus Landerer Beethovens Missa solemnis zur Aufführung.

Feldkirch Wenn es schon keinen „Fidelio“ gibt, den das Vorarlberger Landestheater bereits im Vorjahr im Programm hatte, sollte zumindest ein weiteres großes Werk auch in Vorarlberg darauf verweisen, dass die Musikwelt heuer Ludwig von Beethoven gedenkt, der 1770 und somit vor 250 Jahren in Bonn geboren wurde. Seine Meisterjahre verbrachte er bekanntermaßen in Wien, dass die Missa solemnis nicht dort erstaufgeführt wurde, sondern im Jahr 1824 in Sankt Petersburg, ist unerheblich. Das in der letzten Schaffensphase entstandene Werk (Beethoven starb im März 1827) steht im Zentrum der Arbeiten des Komponisten, der zu jenen zählt, die die Wiener Klassik prägten. „Es ist eine Knochenarbeit“, sagt Gerhard Frontull trefflich. Die Herausforderung stelle sich den Sängerinnen und Sängern schon durch die Länge. Es fordere ungemeine Konzentration und Können. Frontull ist Präsident der Chorakademie Vorarlberg, die sich die Missa solemnis in diesem Jahr zur Aufgabe gemacht hat.

Der Auswahlchor, zu dem Berufssängerinnen und -sänger, Musikpädagogen, Studierende, aber auch interessierte Amateure mit entsprechend musikalischen Kenntnissen zählen, realisiert pro Jahr ein großes Projekt. Vor zwei Jahren war es die h-Moll-Messe von Bach, die man mit einem guten Solistenensemble bewältigte, im Vorjahr war es das Stabat mater von Dvorák. Dieses Werk erklang nicht nur in Feldkirch, die Vorarlberger ergänzten auch den Wiener Domchor bei einer weiteren Aufführung im Stephansdom. Als Domkapellmeister nimmt sich Markus Landerer nach wie vor Zeit für das Vorarlberger Projekt, schließlich liegt die enge Verbindung zu Musikern und Studierenden in Vorarlberg noch nicht lange zurück. Landerer leitete den Domchor in Feldkirch, war Professor am Vorarlberger Landeskonservatorium und stand einige Jahre auch dem Bregenzer Festspielchor vor.

So mancher Haushalt ist mit Gesang erfüllt

Wer mit ihm musizieren will, muss einige Voraussetzungen mitbringen. Das Vorsingen vor jedem Projekt ist obligatorisch. Nur wer schon länger dabei ist, braucht sich dieser Prüfung nicht zu unterziehen, selbstverständlich ist aber, dass man das Werk sozusagen drauf hat, bevor die erste Probe unter Landerer stattfindet. Das ist nun der Fall, denn die Aufführungen der Missa solemnis finden am 7. und 8. März im Landeskonservatorium in Feldkirch statt und das bedeutet, wie Gerhard Frontull lebendig im Gespräch mit den VN erläutert, dass in den letzten Tagen und Wochen so mancher Haushalt in der Region mit Gesang erfüllt war: „Viele unserer Mitglieder können Klavier spielen, die meisten können auch sehr gut vom Blatt singen und dazu gibt es ja viele Hilfsmittel, um zu überprüfen, wie die eigene Stimme klingt.“

Mehr junge Leute können wir durchaus brauchen.

Gerhard Frontull, Präsident der Chorakademie

Junge Leute sind gefragt

Die Vorarlberger Chorakademie hat aktuell rund 90 Mitglieder. Die Zahl variiert je nach gewähltem Werk, vom Studierenden bis zum Pensionisten sind alle Altersgruppen vertreten. Nachwuchssorgen wie so manche Chöre, die um männliche Stimmen ringen, hat man nicht. Dass die Frauen etwas in der Überzahl sind, lässt auf deren Engagement schließen, entspricht aber durchaus auch dem Klangbild, das man sich wünscht. Frontull: „Mehr junge Leute können wir aber durchaus brauchen, aber die sind nicht so leicht zu finden, weil die Chorliteratur anspruchsvoll ist und man Erfahrung braucht.“

Markus Landerer leitete einst den Domchor in Feldkirch und ist nun Domkapellmeister von St. Stephan in Wien.
Markus Landerer leitete einst den Domchor in Feldkirch und ist nun Domkapellmeister von St. Stephan in Wien.

Wie sieht die Zukunft aus? Trotz des großen Aufwandes für die Mitglieder soll es mit einem großen Werk pro Jahr noch lange weiter gehen.

Musik als Kommunikationsmittel

Gerhard Frontull weiß als Musikpädagoge bzw. als ehemaliger Direktor der Bildungsanstalt für Elementarpädagogik bestens über die Ausbildung im musischen Bereich Bescheid. Bewerberinnen und Bewerber müssen musikalische Qualitäten haben, um überhaupt aufgenommen zu werden. Die Schülerinnen und Schüler lernen Gitarre und ein zweites Instrument, denn Musik ist, wie Frontull bestätigt, ein wichtiges kommunikatives Element im Kindergarten. Dass die Pflichtschulen die musischen Fächer reduzieren, zeigt sich bereits. Mittlerweile kommen Bewerberinnen und Bewerber mit schlechteren Voraussetzungen als es noch vor Jahren der Fall war.

Aufführung der Missa solemnis von Beethoven mit der Chorakademie Vorarlberg unter Markus Landerer am 7. März, 18 Uhr, und am 8. März, 11 Uhr, im Landeskonservatorium in Feldkirch. 

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