Wie Literatur die Welt vergrößert

Kultur / 13.04.2020 • 21:00 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Wie Literatur die Welt vergrößert
Die Öffnung ist so oder so in Vorbereitung: Literaturhaus Vorarlberg in der Villa Rosenthal in Hohenems. VN/PAULITSCH

Schriftsteller und Literaturvermittler überwinden die geschlossenen Grenzen.

Hohenems, Schaan Man kennt von ihr Romane wie “Der geometrische Himmel” oder “Schattenfuge”, Bühnenstücke (unter anderem für das Bregenzer Theater Kosmos) und literarische Beiträge in Anthologien, auch für die Vorarlberger Nachrichten hat Gabriele Bösch (geb. 1964) bereits einige Kurzgeschichten verfasst. Mit ihrem gesellschaftspolitischen Engagement hat die Vorarlberger Schriftstellerin dabei nie hinter den Berg gehalten. Empathie und kritisches Denken stehen stets an erster Stelle.

Wiederentdeckung des Briefes

Nun beteiligt sich Gabriele Bösch an einem Vernetzungsprojekt, das vom Literaturhaus Vorarlberg bzw. dem vom Frauke Kühn geleiteten Netzwerk Literatur Vorarlberg ins Leben gerufen wurde. Nachdem bereits einige Autorinnen und Autoren über diese Initiative miteinander in Kontakt getreten sind, will sich auch das Literaturhaus Liechtenstein am Projekt beteiligen. Konkret geht es darum, dass Gabriele Bösch und Peter Gilgen miteinander im Rahmen eines Briefwechsels kommunizieren. Der Liechtensteiner hat unter anderem Vergleichende Literaturwissenschaft in Zürich und an namhaften Hochschulen in den USA studiert und lebt zurzeit in New York. “Ein interessanter Aspekt”, meint Gabriele Bösch, “erfährt Gilgen doch das Leben in einer Millionenmetropole, während ich hier in der kleinen Stadt Hohenems sitze”.

„Mit dem Format bin ich vertraut. Es gibt von mir Tausende Briefe an die Welt.“

Gabriele Bösch, Schriftstellerin

Das Format ist mit dem Brief vorgegeben. Mit diesem Format sei sie absolut vertraut, meint Bösch im Gespräch mit den VN. “Es gibt von mir Tausende Briefe an die Welt.” Schon als Kind habe sie laufend Briefe verfasst und diese Tätigkeit als schön und für ihre Entwicklung gewinnbringend empfunden. Erst als das E-Mail sozusagen in die Welt kam, hat sie diese Aktivität etwas eingeschränkt. “Ich kenne den Autor nicht persönlich, freue mich aber auf den spannenden Austausch.” Auf die Frage nach der Dringlichkeit von Literatur findet Bösch umgehend eine Antwort: “Sie hat immer meine Welt vergrößert.”

Über Sprachgrenzen hinweg

In der momentanen Situation mit den aufgrund der Covid-19-Pandemie hermetisch abgeriegelten Staatsgrenzen erhält die Funktion der Literatur eine zusätzliche Bedeutung. So sind weitere Vorarlberger Autorinnen und Autoren bereits mit Kollegen in Kontakt getreten. Der Lustenauer Schriftsteller Carlos Peter Reinelt sitzt, wie die Schriftstellerin Daniela Egger berichtet, in Tokio, wo er ein Studienprojekt starten sollte, in einer Ausgangssperre fest, während sein Briefpartner Yannic Han Biao Federer in Köln lebt und arbeitet. Roberta Dapunt lebt in Alta Badia in Italien und schreibt auf Italienisch und Ladinisch. Ihre Texte werden von Alma Vallazza ins Deutsche übertragen und an den Bludenzer Schriftsteller Christoph Linher übergeben, dessen Antwort wieder von Werner Menapace übersetzt wird. Während es in den nächsten Wochen somit Interessantes zu lesen gibt, ist für Herbst eine Veranstaltung geplant, bei der das Publikum die teilnehmenden Schriftstellerinnen und Schriftsteller kennenlernt.

Mittlerweile wird sich der Kreis auch weiter vergrößern. Frauke Kühn berichtet im Gespräch mit den VN vom konkreten Interesse des Südtiroler Autorenverbandes. Spätestens nach Ostern werde es somit weitere Teilnehmer geben.

Apropos Literaturhaus Vorarlberg: Die historische Villa Rosenthal in Hohenems muss in den nächsten Wochen für das Publikum zur Gänze verschlossen bleiben. Die Errichtung eines Ortes für Literatur und Literaturvermittlung wird aber von Frauke Kühn weiterhin engagiert verfolgt. VN-cd

Der literarische Austausch von Schriftstellerinnen und Schriftstellern, initiiert vom Literaturhaus Vorarlberg, ist auf literatur.ist abrufbar.

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