Sopranistin Miriam Feuersinger spricht über ihre Berufung

Die Bregenzerin Miriam Feuersinger führt neben der internationalen Karriere auch ihren Bach-Zyklus im Land weiter.
BREGENZ Miriam Feuersinger entdeckte bereits als Kind ihre Liebe zum Gesang und gilt mittlerweile als eine der führenden Sopranistinnen im Bereich der deutschen geistlichen Barockmusik. Sie tritt zusammen mit der Elite internationaler Barockspezialisten auf und wurde für ihre Einspielungen mehrfach ausgezeichnet.
Welche Einschränkungen hat die Coronakrise für Ihr Leben und die regelmäßige Konzerttätigkeit mit sich gebracht?
Von heute auf morgen war ein schön gefüllter Konzertkalender mit Engagements bei renommierten Festivals wie zum Beispiel dem Bachfest in Leipzig, den Thüringer Bachwochen und dem Bachfest Schaffhausen sowie einer Einladung als Dozentin an die Bruckneruni in Linz nichtig. Es entstand ein großes Loch, emotional wie auch finanziell. Offen gestanden war ich wie gelähmt, konnte es lange nicht glauben. Noch heute wache ich morgens auf und denke: Das ist doch nicht wahr, oder? Mittlerweile nutze ich die Zeit, an meiner Vision vom „Raum für für Persönlichkeit & Stimme““ zu feilen. Davon träume ich schon lange und es wird wohl durch die Krise Wirklichkeit werden, neben der Konzerttätigkeit auch als Gesangscoach und psychologische Wegbegleiterin zu arbeiten. In beiden Bereichen bin ich ausgebildet.
Sie haben lange in Basel gelebt, sind jetzt seit zwei Jahren wieder in Bregenz. Was war der Grund für diesen Umzug?
Das Leben hat mich durch unterschiedliche Umstände, die nicht geplant waren, zurückgeholt. Einen Fuß habe ich allerdings immer noch in der Region Basel. Sie ist mir zur Heimat geworden, auch wenn ich in Bregenz aufgewachsen bin. Dennoch freue ich mich, wieder an diesem landschaftlich so schönen Ort zurück zu sein und von hier aus meinen Berufungen nachzugehen.
Am bekanntesten geworden sind Sie in Vorarlberg durch Ihren Bach-Kantatenzyklus ab 2014.
„Wes das Herz voll ist, dem geht der Mund über,“ heißt es so schön. Mein Herz hat, seit ich die Musik Bachs kennengelernt habe, musikalisch und inhaltlich dafür gebrannt. International wurde ich zu anerkannten Bachkantaten-Reihen eingeladen. So war es dann nur eine logische Konsequenz für mich, dies auch in meiner Heimat einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Die Reihe war und ist nach wie vor in der Organisation ein „Familienbetrieb“ aus einem motivierten Freiwilligenteam, das rund um die Konzerte aktiv ist. Anders wäre es nicht umsetzbar. Geld für ein Management haben wir nicht. Aber das macht auch den gewissen Charme der Konzerte mit dem anschließenden Umtrunk aus. Musizieren auf höchstem Niveau mit Geselligkeit kombiniert, das ist auch für die Musiker eine Freude.
Oper, auch die Barockoper, hat Sie früher nie interessiert, ist das heute noch so?
Nun, man muss im Leben oft Prioritäten setzen, meine liegen klar im Bereich der geistlichen Musik des Barock, der Klassik und der Romantik. Da bekomme ich einfach ganz viel zurück, was in diesem doch auch anstrengenden Beruf für mich persönlich ganz wichtig und auch wunderschön ist.
Wie sehr sind Sie im romantischen Lied verhaftet, würden Sie es mal mit Schubert versuchen?
Lied war und ist immer auch eine große Liebe von mir gewesen, auch wenn das in der Öffentlichkeit nicht so bekannt ist. Wenn ich mal Luft habe, was normalerweise am ehesten im Sommer vorkommt, laufe ich gerne in Bregenz den Grundreuteweg hinauf, um mit einer befreundeten Pianistin bei ihr im Wohnzimmer ein paar Schubert- und Schumann-Lieder zu musizieren. Das sind wunderbare Momente, die auch hoffentlich ganz bald wieder möglich sind.
Ihr Terminkalender ist randvoll mit Projekten und Meisterkursen. Haben Sie auch schon an eine feste Stelle als Pädagogin gedacht?
Es ist, so denke ich, immer eine Frage der Einteilung. Die Kurse, die ich gebe, also das Arbeiten mit den Studenten, machen mir sehr große Freude. Und ich gebe zu, dass ich schon damit liebäugle. Nun schaffe ich aber zuerst einmal ein Angebot mit der „M31 – Raum für Persönlichkeit & Stimme“ im kleinen Rahmen und hoffe darauf, dass ich bald wieder meiner ganzen Berufung nachgehen kann. Fritz Jurmann
Zur Person
Miriam Feuersinger
Sopranistin
Geboren 1978 in Bregenz
Ausbildung Musikschule Bregenz, Landeskonservatorium Feldkirch, Musikhochschule Basel
Karriere Auftritte mit international renommierten Ensembles in Österreich, Deutschland, der Schweiz, den Niederlanden, Belgien, Tschechien, Spanien, Italien, Frankreich, Luxemburg und Südamerika unter Dirigenten wie Hans-Christoph Rademann, Vacláv Luks, Christoph Prégardien und Philippe Herreweghe
Veröffentlichungen Zahlreiche CD, DVD, TV-Aufzeichnungen
Auszeichnungen u. a. Preis der deutschen Schallplattenkritik 2014, ECHO-Klassik für CD mit Musik von Christoph Graupner 2014, Ö1-Pasticcio-Preis 2017
Familie lebt mit ihrem Partner und Kater in Bregenz
Zu den Konzerten, die Miriam Feursinger geplant hat, zählen Auftritte am 18. Juli in Bregenz sowie am 19. Juli im Feldkircher Dom und Projekte im November.