Öffentliche Museen haben einen Kulturauftrag
Zu lassen, obwohl man öffnen dürfte? Beim Einzelhandel würde das kaum jemand verstehen, weil es ohnehin schwer ist, zumindest einen Teil der Onlinekäufer wieder zurück in die Geschäfte zu locken, um einen Branchenmix in den Fußgängerzonen und Dorfzentren zu gewährleisten. Bei den Restaurants hätte man Verständnis dafür, weil sich jeder Gastronom genau überlegen muss, ob sich das Aufsperren bei den Auflagen überhaupt rechnet. Ein großer Abstand zwischen den Tischen mit jeweils begrenzter Personenzahl, das reduziert schnell einmal den Tagesumsatz, während das Bedienungspersonal hinter den Mund-Nasen-Masken zum Schwitzen kommt, als ob die Bude rappelvoll wäre. Aber schön ist es auf jeden Fall, wieder einmal eine nicht selbst gekochte und somit Überraschungen in sich bergende Mahlzeit einnehmen zu dürfen, während man dem Personal dankbar zulächelt und zumindest aus Distanz zu Menschen hinübergrüßt, die dasselbe tun.
Angenehme Erlebnisse teilen wir gerne miteinander, weil es die Stimmung hebt. Während Psychologen zurecht davor warnen, dass dieses Teilen über den digitalen Austausch nicht wirklich funktioniert, waren wir in den letzten Wochen allerdings darauf angewiesen. Gut, viele haben auch in der strikt angeordneten Phase des Social Distancing weiterhin darauf verzichtet alles zu sharen, Künstlern blieb aber oftmals nichts anderes übrig. Der Lockdown traf Musiker, Schauspieler, Tänzer, Kabarettisten und auch bildende Künstler in voller Härte. Und er ist noch lange nicht beendet.
Vom jetzt viel zitierten Hochfahren ist eine relativ große Branche in Österreich weiterhin ausgeschlossen.
Vom jetzt viel zitierten Hochfahren ist eine relativ große Branche in Österreich weiterhin ausgeschlossen. Abgesehen vom verkannten wirtschaftlichen Faktor ist es empörend, den Aussagen von Politikern zu entnehmen, dass Kunst und Kultur für sie in den Bereich Unterhaltung fallen. Genauso empörend ist es auch, wenn Lockerungen, die möglich wären, von Museumsdirektoren nicht in Anspruch genommen werden. Museen dürfen ab Mitte Mai – bei entsprechenden Auflagen – geöffnet haben. Für die von der öffentlichen Hand finanzierten Häuser müsste es eine Verpflichtung sein, den Menschen zumindest diese Art der Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur bzw. der Weiterbildung nicht länger als sie verboten ist, vorzuenthalten.
Bildungsmisere
In der Schweiz, wo die Basisabgeltung für die Museen bei weitem nicht in so hohem Maße vom Steuerzahler kommt, wie das in Österreich der Fall ist, sind in wenigen Tagen auch Kunsthäuser wie etwa die Fondation Beyeler geöffnet, die auf internationales Publikum angewiesen wären. Die geschlossenen Grenzen werden dort nicht als Argument für längere Schließungen angeführt. In Österreich bzw. auch in Vorarlberg hat man diesbezüglich keine Skrupel. Erst nach einigem Druck peilen das Kunsthaus Bregenz und das Vorarlberg Museum, die mindestens bis Juli geschlossen halten wollten, nun zumindest eine teilweise Öffnung im Juni an, während die inatura in Dornbirn oder das mit viel ehrenamtlichem Engagement geführte Frauenmuseum in Hittisau das Publikum ab Mitte Mai begrüßen wollen. Es ist traurig, öffentliche Museen an ihren Kulturauftrag erinnern zu müssen. Die Hoffnung stirbt zuletzt oder nie, hört man nun oft. Gelten muss das auch für die Wiederaufnahme der Diskussion zur Bildungsmisere in Österreich, die der Themenkomplex um Covid19 nicht länger überschatten sollte.
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