Rücktritt genügt nicht
Wenn es darauf ankommt, dann kommen Kunst und Kultur wieder einmal erst ganz am Schluss. Ganz besonders in Zeiten, in denen das Geld von der Politik für scheinbar notwendigere Dinge ausgegeben wird. Derzeit für die Gesundheit. Und für die Wirtschaft. Und für den Tourismus. Niemand redet davon, dass Kultur, dass Kunst, dass Musik oder Literatur für das körperliche Wohlbefinden, damit also für die Gesundheit, von höchster Bedeutung ist. Niemand davon, dass Kultur gerade in Österreich ein enormer wirtschaftlicher Faktor ist, dass über große und kleine Veranstaltungen jährlich viele Milliarden in den Markt kommen. Und niemand weist darauf hin, dass der Tourismus in diesem Land ohne Kunst und Kultur schlichtweg zum Erliegen kommen würde. Zumindest wird von der Politik das alles kaum bis gar nicht ins Treffen geführt. Und so kommt man nach all den vielen Milliarden, die in die verschiedensten Bereiche gepumpt werden, ganz am Ende drauf, dass doch auch noch etwas für die Kultur da sein müsste.
Spät kommt das. Zu spät, wie die Kulturveranstalter und Kulturschaffenden meinen. Und dabei sind es nicht nur die ganz großen Einrichtungen der Wiener Bühnen, die Burg, die Oper und die anderen, es trifft alle in allen Teilen Österreichs. Es trifft die Landesbühnen, es trifft in besonderem Maße die kleinen professionellen Theater wie das Aktionstheater von Martin Gruber oder auch das Theater Kosmos in Bregenz. In gleichem Maße haben die ganzen Ausstellungshäuser Probleme, die Albertina in Wien redet von einem Verlust von vier bis acht Millionen Euro, den Landesmuseen fehlen durch die Sperren wesentliche Teile des Budgets, die privaten Galerien schauen ohnehin in die leere Röhre und bewegen sich am Rande des Konkurses. Und nicht zuletzt: Die Künstlerinnen und Künstler selbst bewegen sich am Rande des Existenzminiums, viele auch darunter. Sie wissen nicht, wie sie in nächster Zeit über die Runden kommen sollen.
Ein nicht unerheblicher Teil des Problems ist, dass Kunst und Kultur auf der politischen Ebene, im Bund genauso wie in den meisten Ländern, auch in Vorarlberg, nicht gerade am stärksten vertreten werden. Und so ist der gestrige Rücktritt von Ulrike Lunacek, die von vornherein eine Fehlbesetzung war, zwar ein Zeichen, aber nicht die Lösung des Problems. Es wird die ganze Regierung, es werden nicht zuletzt die Grünen endlich zeigen müssen, dass ihnen Kultur ein echtes Anliegen ist. Und das geht in Zeiten wie diesen nicht zuletzt über finanzielle Hilfe. Jetzt sofort – und auf Dauer.
„Es wird die ganze Regierung, es werden nicht zuletzt die Grünen endlich zeigen müssen, dass ihnen Kultur ein echtes Anliegen ist.“
Walter Fink
walter.fink@vn.at
Walter Fink ist pensionierter Kulturchef des ORF Vorarlberg.
Kommentar