Alte Plakate aus Zürs: Schon früh lockten Schnee und Charme in die Berge

Kultur / 04.07.2020 • 16:00 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Alte Plakate aus Zürs: Schon früh lockten Schnee und Charme in die Berge
Tourismusplakate für den Wintersportort Zürs aus den frühen 1930er-Jahren. VORARLBERGER PRIVATSAMMLUNG

Problematische Umstände führten in den 1930er-Jahren zur Modernisierung der Werbung.

Zürs Skilift ist keiner zu sehen, der erste wurde in Vorarlberg erst ein paar Jahre nach dem Entwurf dieser Plakate gebaut. Die eigentliche sportliche Betätigung war der Aufstieg mit Fellen, die Abfahrt ergab sich somit zwangsläufig. Dass es aber um viel mehr ging als um Sport und Spaß, das bezeugt die Bildsprache, mit der Anfang der 1930er-Jahre nach Vorarlberg gelockt wurde.

Nur wenige der besonders beeindruckenden Plakate aus dieser Zeit sind erhalten. Die zwei abgebildeten befinden sich in einer Vorarlberger Privatsammlung. Der Kunsthistoriker Tobias G. Natter spricht von einer „wirkungsvollen Bildsprache“. Man arbeitete beispielsweise mit Farbkontrasten, etwa mit kühlem Blau, strahlendem Gelb, tiefem Rot und viel Weiß. Wichtig war auch der Verweis auf die Meereshöhe, mit der dem Betrachter versichert werden konnte, dass es ausreichend Schnee für allerlei Wintersport gibt.

Sex-Appeal

Auf einem Plakat steht eine strahlende, braungebrannte, mit engem Pullover bekleidete Skilady im Vordergrund. Damit rückt nicht der Sport an sich, sondern die Erwartung von luxuriöser Entspannung in den Fokus. Man setzte auf den Sex-Appeal, obwohl die zeitlichen Umstände, die zu einer solchen Modernisierung der Werbeanstrengungen führten, höchst problematisch waren.

Die Tourismusbranche in Österreich, die im großen Maß auf Urlauber aus Deutschland setzte, war durch die Tausend-Mark-Sperre bedroht. Beginnend mit 1. Juli 1933 musste jeder deutsche Reichsbürger bei der Einreise nach Österreich diese hohe Summe bezahlen. Ziel der Sanktionen der Nationalsozialisten war es, die österreichische Wirtschaft zu schwächen. In Österreich reagierte man mit Werbestrategien, die sich unter anderem an Urlauber aus anderen Ländern – etwa aus Frankreich oder England – oder an die Österreicher selbst richtete. Die Hotellerie wurde unterstützt, für Fahrten mit der Bahn, mit der die meisten Menschen reisten, gab es zahlreiche Vergünstigungen. Zu dieser Zeit wurde auch an die weitere Erschließung alpiner Orte bzw. von Luftkurorten gedacht.

Interessant im Zusammenhang mit den sehr modern gestalteten Plakaten ist auch die Tatsache, dass Zürs lange vor Lech als eigentlicher Wintersportort im Arlberggebiet galt. Lech hat sich erst später zu einem solchen entwickelt. VN-cd

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