Opulente Inszenierung in Bregenzer Galerie

Claudia Larcher inszeniert in der Galerie Lisi Hämmerle ein exotisches Setting.
BREGENZ Der Zweck heiligt die Maske. Während Masken seit einigen Monaten omnipräsenter Teil unseres Alltags sind, sind die Masken, die in der aktuellen Installation „face2face“ von Claudia Larcher in der Galerie Lisi Hämmerle im Fokus stehen, wahrhaftig aus einem anderem Holz geschnitzt. Entstanden sind sie während eines Artist in Residence-Aufenthaltes der in Wien lebenden Vorarlberger Künstlerin auf Sri Lanka im November 2019, als Corona noch weit weg war. Die auf der Insel im indischen Ozean von traditionellen, lokalen Handwerkern geschnitzten Gesichtsbedeckungen bewahren denn auch nicht vor dem Virus. Aber auch ihnen kommt eine Art Schutzfunktion zu, denn sie anonymisieren und verbergen die tatsächliche Gemütslage der Trägerin oder des Trägers darunter. Denn bei den acht Masken handelt es sich um gelb leuchtende Emojis in dreidimensionaler Form.
Illusion und Wirklichkeit
Die in den Sozialen Medien prominent verwendeten insgesamt über 700 Piktogramme, die global verständlich Begriffe ersetzen, untermauern oder Emotionen wiedergeben, sind aus unserer digitalen Kommunikation kaum mehr wegzudenken. Mit dem Transfer dieser Symbole einer virtuellen Welt in materialhafte, handgemachte Objekte setzt Claudia Larcher genau dort an, wo die Kunst für sie am spannendsten ist: nämlich dort, wo Illusion und Wirklichkeit aufeinandertreffen und sich digitaler und analoger Raum vermischen. Gleichzeitig thematisiert die Künstlerin, die sich in ihrem Schaffen mit Videoanimation, Collage, Fotografie und Installation auseinandersetzt und in jüngerer Zeit Personen und Menschen miteinbezieht, auch die Frage der (Re)Präsentation und ironisiert das Gehabe um die allgegenwärtige Selbstdarstellung auf Instagram oder Facebook. So ließ sie die Masken vor Ort von verschiedenen Personen tragen, darunter eine mehrköpfige Familie, ein deutscher Tourist namens Lothar, ein Honeymoon-Pärchen oder das Personal der Anlage. Aus dem dabei entstandenen Video hat die Künstlerin Stills ausgekoppelt und eine Auswahl von sieben Motiven vergrößert auf Tapeten drucken lassen, die nun flächendeckend und raumgreifend, vom Boden bis an die Decke, die ganze Seiten- und eine Stirnwand der Galerie Lisi Hämmerle einnehmen.
Drinnen und draußen
Dass die Inszenierung so opulent ausfallen kann, ist nur dank der erfolgreichen Crowdfunding-Aktion möglich, die Claudia Larcher in Eigeninitiative und den coronabedingten Veränderungen auf dem Kunstmarkt Rechnung tragend, vor Beginn des Ausstellungsprojekts gestartet hat.
Besucher werden aktiv
Angelegt als Display, das auch durch die Fenster der Galerie von draußen sehr gut zu betrachten ist, finden sich auf und vor der exotischen Kulisse auch reale Objekte – Palmen in Töpfen, die Fotografien sowie die Emoji-Masken – als Spiel mit verschiedenen Dimensionen, Raum, Realitäten und Zuständen. Dazu gesellen sich auf höhenverstellbaren Stativen zwei goldene, götzenhafte Emoji-Masken, die hier in Vorarlberg von Simon Hofer geschnitzt wurden. Hinter diesen Masken können die Besucher für Selfies oder Fotos posieren und damit vor der Dschungel-Tapete aktiver Teil der Inszenierung werden. Wer es weniger aktiv, selbstdarstellerisch oder sozial distanzierter und eben nicht „face2face“ mag, der kann sich die Ausstellung nicht nur von draußen betrachten, sondern sich auch über einen QR-Code auf einer kleinen Fahne vor der Galerie Zugang verschaffen. Ariane Grabher
Die Ausstellung ist in der Galerie Lisi Hämmerle, Anton-Schneider-Straße 4a, Bregenz bis 22. August geöffnet, jeweils Mi bis Fr von 15 bis 19 Uhr, Sa von 13 bis 16 Uhr.