Ein Platz für Sammlungen
Im Bregenzer Künstlerhaus wird derzeit eine Ausstellung mit Ankäufen der Landeshauptstadt Bregenz gezeigt. 60 Arbeiten von 30 Künstlerinnen und Künstlern – von insgesamt 1.500 Kunstwerken. Eine kleine, damit ziemlich willkürliche Auswahl also, die wir zu sehen bekommen. Ungeachtet dessen sehenswert. Als besonderes Arrangement finden sich im sonst als Café genutzten Raum viele Plakate für Veranstaltungen aus der Zeit des früheren Kulturamtsleiters Oscar Sandner – eine schöne Hommage an den vor Kurzem verstorbenen Mann, der die Initialzündung für Kultur in Bregenz gab. Dass zwei Wochen nach Eröffnung nirgendwo in diesem Raum auf den Hintergrund dieses „Plakat-Mausoleums“ hingewiesen wird, ist allerdings mehr als ein Schönheitsfehler. Schlampig auch, dass die im Foyer angeführte Künstlerliste nicht vollständig ist.
Ein Ärgernis bietet auch der grundsätzlich aufwendige Katalog, der feines, auch über die Ausstellung hinausgehendes Bildmaterial bringt. Es gibt aber keine Angaben zum Jahr des Ankaufs durch die Stadt, ebenso findet man keine kurze Künstler-Biographie, die bei einem solchen Katalog unumgänglich notwendig wäre. Nicht zuletzt gibt der Text von Jutta Dieing, die als Kuratorin ausgewiesen ist, keine Anhaltspunkte für Ankaufsschwerpunkte. So fehlt der Hinweis zum Beispiel auf die „Österreichische Galerie“ mit maßgeblichen Künstlern internationalen Formats, die zur Eröffnung des Festspielhauses angekauft wurden, ebenso zu den vielen Ankäufen beispielsweise zur Eröffnung des damals städtischen Krankenhauses. Somit erfüllt der Katalog leider nicht die Voraussetzungen, um zu einem Standardwerk städtischer Kunstankäufe zu werden.
„Nicht zuletzt gibt der Text von Jutta Dieing, die als Kuratorin ausgewiesen ist, keine Anhaltspunkte für Ankaufsschwerpunkte.“
Wie nicht anders zu erwarten, ist diese Ausstellung auch Anlass, wieder einmal über die schon jahrzehntelange Diskussion um die Notwendigkeit einer „Landesgalerie“ (der Begriff behagt mir nicht) zu spekulieren. Man muss aber darüber nachdenken, dass es in Vorarlberg nicht nur die Sammlung des Landes und die der Stadt Bregenz gibt, es haben auch die anderen Städte sowie manche Gemeinden im Laufe der Jahre Kunstwerke erworben. Rechnet man noch jene der im Landesbesitz befindlichen Unternehmen wie der illwerke vkw oder der Hypo dazu, die jeweils große, bedeutende Sammlungen haben, dann kommt man doch auf erstaunlichen künstlerischen Besitz. Nun müsste man erstens alle zusammenbringen und zweitens einen Platz für ständige und auch wechselnde Präsentationen finden. Das wieder einmal von Rudolf Sagmeister ins Spiel gebrachte Postgebäude in Bregenz könnte eine Möglichkeit sein.
Walter Fink ist pensionierter Kulturchef des ORF Vorarlberg.
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