Fundstücke: Als ein französischer General Deutsch lernte

Kultur / 26.07.2020 • 12:10 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Wörterbuch aus Bregenz für den französischen General Paillard. <span class="copyright">Vorarlberger Privatsammlung</span>
Wörterbuch aus Bregenz für den französischen General Paillard. Vorarlberger Privatsammlung

Ein schön gebundenes Wörterbuch erzählt von dramatischen Gegebenheiten.

Bregenz Napoleons Aufstieg zur Macht mit der entscheidenden Schlacht bei Austerlitz ist allgemeiner Schulstoff. Dass die Vorarlberger davon schon betroffen waren, bevor Österreich schließlich Teile des Landes eine Zeitlang an Bayern abtreten musste, ist weniger bekannt. Jedenfalls kamen die Franzosen im Zuge der Napoleonischen Kriege im Sommer 1796 über Konstanz, Meersburg und Lindau auch nach Bregenz. Die kaiserlichen Beamten hatten sich zurückgezogen, die Franzosen forderten Verpflegung. Somit machte sich eine Delegation in Richtung Lochau auf, um Gnade zu erbitten, damit die Stadt mit „ihren Bürgern, Weibern und unmündigen Kindern“, wie es damals hieß, verschont bleibe.  Dabei wurden nicht nur Lebensmittel, Schlachtvieh, sonstige Güter und Geld abgeliefert, General Nicolas-Augustin Paillard (1756-1832), „dem siegreichen Eroberer der Stadt Bregenz“, wurde auch ein Büchlein überreicht.

Dieses Büchlein ist erhalten und konnte, wie der Kunsthistoriker Tobias G. Natter erzählt, von einem Vorarlberger Sammler erworben werden. „Als liebenswürdiges Andenken an den großmütigen General der Paillard-Brigade, der die Stadt Bregenz erobert hat. Von seinem sehr bescheidenen und sehr gehorsamen Diener Brentano, Kanzleidirektor in Bregenz 1796“, lautet die unterwürfige Widmung in französischer Sprache. Es handelt sich dabei um ein Französisch-Deutsch-Wörterbuch, das in Lausanne hergestellt wurde.

Buchdrucker Brentano

Dabei gilt als erwiesen, dass der schön gestaltete Einband in Vorarlberg gefertigt wurde. Josef Brentano (1747-1819) war Buchdrucker und Verleger in Bregenz, durch dessen Werkstatt mehr oder weniger alles gegangen ist, was zu dieser Zeit im Land gedruckt wurde. Brentano selbst dürfte die Idee gehabt haben, dem General ein solches Buch zu übergeben. Es ist in rotes Leder gebunden und mit Goldprägung verziert, die mittlerweile oxidiert ist. In einer Vorarlberger Privatsammlung befinden sich prachtvolle Gebetbücher mit vergleichbarer Einbandgestaltung, deren Texte ein Bregenzerwälder Lehrer geschaffen hatte.  

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