Kurz und knackig, aber mit Hirn

Alpinale-Areal vor der Remise in Bludenz.
Bei der Alpinale wird aufgezeigt, welche Bandbreite Kurzfilme haben können.
Bludenz Es gibt sie noch, Filme mit Tiefgang, die aufwühlen und aufrütteln. Während im Fernsehen täglich seichte Hollywood-Blockbuster laufen, werden beim Kurzfilmfestival Alpinale 72 hochwertige Streifen mit Nachdenkpotenzial gezeigt. Das Programm ist abwechslungsreich und reicht von Computerspielsucht bis zu ungewöhnlichen Liebesbeziehungen.
Voller Botschaften
Unter freiem Himmel flimmerten am Eröffnungsabend auf dem laut Corona-Vorschrift nicht voll besetzten Remiseplatz in Bludenz internationale Produktionen über Moralvorstellungen, Familientragödien und Transsexualität über die Leinwand. Mit der Tatsache, dass unser Leben von digitalen Zeitdieben kontrolliert wird, konfrontierte der Salzburger Filmemacher Reinhold Bidner die Cineasten. In seinem achtminütigen Film wird die Hauptfigur über jeden Schritt, das Wetter und sogar den Füllstand der Kaffeemaschine via App informiert. Für viel Zustimmung sorgte die niederländische Produktion „School’s out“, die sich um eine Lehrerin dreht, die an ihre Grenzen stößt, und klarmacht, warum ihr Beruf ziemlich hart ist und Eltern doch nicht alles besser wissen.
Am Mittwoch kämpften drei Fischer gemeinsam mit einer Möwe um ihr Überleben auf hoher See und zeigten in Anlehnung an den Grundgedanken der europäischen Solidarität, dass Aufgaben besser gemeinsam gelöst werden können. In der Kategorie „v-shorts“, in der Filme mit Vorarlbergbezug gegeneinander antreten, standen Streifen von Sybilla Patrizia („Unbroken“), Fine Gumpert („Off the track“), Adrian Torghele („B.u.t“), Eve Roth („Generationengerechtigkeit“), Christoph Rohner („Der kleine Tod“), Dominik Fae („Die Verflossene“), Maximilian Feurstein und Ted Dontchef („Domino“) auf dem Programm. Die Filmemacher befassten sich unter anderem mit japanischen Künsten, Schönheitsidealen und der österreichischen Kaiserin Elisabeth.
Vorarlberger Produktionen
Am Donnerstag werden nochmals sieben Vorarlberger Produktionen gezeigt. Veronika Schubert widmete ihren Kurzfilm einer audiovisuellen Montage über Normen und Maßstäbe von Schönheit im digitalen Zeitalter. Der Stop-Motion- Schulfilm „Mauern aus Steinen“ von Tobit Rohner greift das Thema Alltagsrassismus auf. Norbert Fink stellt sich die Frage, wie sich die Bregenzerwaldbahn über die Jahrzehnte entwickelt hat. Eine Wanderung auf den höchsten Vulkan Perus verwandelte Stefan Fritsche in einen 15-minütigen Film. Narzissmus und Größenwahn machten Philipp Chromy und Christof Hofer zum Inhalt ihres Werks „König Karimas in seinem Kerker“. Bernd Levay und Simon Benzer drehten ein Musikvideo mit dem Titel „Pink to Black“.
Aus der ganzen Welt
Rhythmische Trommelklänge treffen bei der deutschen Produktion „Nest“ von Sonja Rohleder auf Animationskunst. Sie handelt von einem verliebten Amsel-Kavalier, der alles dransetzt, seine Angebetete zu beeindrucken. Mit dem belgischen Streifen „Detours“ sind Gänsehautmomente garantiert. Ein junger Vater möchte sein Sorgerecht nicht verlieren und riskiert bei einer rasanten Autofahrt Menschenleben. Die kanadische Filmemacherin Valerie Barnhart wird die Cineasten mit ihrer Animation über Albträume herausfordern. Mit der Auswahl ist es dem Alpinale-Team gelungen, Streifen mit tiefgreifenden Botschaften zu wählen, die unterhalten und nachdenklich machen. Bei der Preisverleihung am Samstag werden auch alle Gewinnerfilme gezeigt.

„Die Anderen: Die Hölle“ von Torghele.


Das Kurzfilmfestival Alpinale in Bludenz dauert noch bis 15. August: www.alpinale.at