Vielfältige Klänge mit Orgeltrio und Landesjugendchor

Kultur / 11.10.2020 • 17:00 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Oskar Egle und die Sängerinnen und Sängern seines Jugendchors „Voices“ punkteten in Power, Überzeugungskraft, Frische und Sauberkeit. <span class="copyright">JU</span>
Oskar Egle und die Sängerinnen und Sängern seines Jugendchors „Voices“ punkteten in Power, Überzeugungskraft, Frische und Sauberkeit. JU

Die Chor- und Orgeltage trumpften schon in den ersten beiden Konzerten ideenreich auf.

HOHENEMS Nicht selten war der Eröffnungsabend als reines Orgelkonzert wegen schlechten Besuchs ein Sorgenkind für die Veranstalter der Chor- und Orgeltage. Diesmal war alles anders, nicht nur wegen der Auflagen, sondern weil die prächtige Gollini-Orgel in der Pfarrkirche St. Karl zum 30-jährigen Jubiläum gleich drei Organisten des Landes zu einer jeweils 30-minütigen Präsentation ihres Könnens anvertraut wurde. Eine tolle Idee, dank derer diese herausragende Orgel des Landes mit ihrer Vielfalt der Klänge auch genügend Besucher anzog.

Angetreten sind dazu Organisten dreier Generationen: Christian Lebar (46), Barbara Salomon (22) und Rudolf Berchtel (59). Sieger gibt es keinen, weil es kein Wettbewerb ist. Alles wird ohnehin auf höchstem Niveau der Orgelkunst gespielt und registriert, allein die Unterschiede in Alter, Geschmack, Temperament und Programmwahl machen den Reiz der Vielfalt aus und lassen diese zwei Stunden für die Zuhörer absolut kurzweilig verstreichen. Dazu trägt auch die Radio-Moderatorin Bettina Barnay bei, die dem Publikum den Zugang zur Musik spielerisch erleichtert. Festivaldebütant Christian Lebar lässt besonders verblüffend Viernes impressionistische Irrlichter durch den Raum geistern und setzt den mächtigen Schlusspunkt mit Franz Schmidts Halleluja-Präludium. Barbara Salomon nimmt sich überlegen Mendelssohns strenge Sonate D-Dur vor und trumpft mit Buxtehudes „Magnificat“ klangprächtig auf. Rudolf Berchtel stellt ein originelles Stück Orgeljazz von Gardonyi vor und setzt mit der Rheinberger-Sonate Nr. 4 in Bezug auf Komplexität und Lautstärke dem Ganzen die Krone auf.

Atemberaubendes Niveau

Statt der Orgel steht tags darauf der großartige Landesjugendchor Voices im Zentrum, nach wie vor auf atemberaubendem Niveau, unerreicht in Power, Überzeugungskraft, Frische und Sauberkeit seines speziellen Chorklangs, ebenso auch von bestechender Disziplin. Gründer Oskar Egle steht kurz vor seinem Abschied nach 17 Jahren, doch mit unverdrossenem Einsatz und meisterhafter Gestaltungskunst wird er auch hier gleich zu Beginn zum Klangmagier. Er zerlegt und verfremdet mit seinen rund 75 im Kirchenschiff verteilten Jugendlichen und jungen Erwachsenen gekonnt das frühbarocke Madrigal „O bone Jesu“ in seine Bestandteile und zaubert damit in der großräumigen Kirchenakustik den Sound einer „Emser Klangwolke“ aus dem Hut. Danach verströmt der Chor, in genau eingehaltenen Abständen zwischen den Sängern, mit anspruchsvollen A-cappella-Schätzen der Romantik wie Mendelssohns achtstimmigem Psalm „Richte mich Gott“ und Bruckners siebenstimmiger Motette „Ave Maria“ imponierend spirituelle Kraft. Das Kontrastprogramm bilden topaktuelle, aufregend coole, mit schrägen Jazzharmonien rhythmisch wirkungsvoll aufgepeppte Arrangements in enger Stimmführung, die längst Markenzeichen von Voices sind – alles auswendig!

Doch es gibt noch eine Steigerung, zum Finale auf der Empore. Oskar Egle führt bombensicher durch das Abenteuer des 1974 entstandenen „Gloria“ des Briten John Rutter, einer berühmten 20-minütigen modernen Vertonung des lateinischen Messtextes. Das speziell für den Chor fordernde Werk, angereichert mit brillanten Bläsern von „Sonus Brass“, Schlagzeug und dem überlegenen Helmut Binder an der Orgel, wird mit scharfen Akzenten und verinnerlichter Gläubigkeit zum Feuerwerk moderner Sakralmusik. Es sind Höreindrücke „Zwischen Himmel und Erde“, so das Motto des Abends, die man so rasch nicht vergisst, ein Highlight in der Geschichte des von der Pfarre St. Karl veranstalteten Festivals. Das lässt sich auch die Prominenz mit Landeshauptmann, Kulturlandesrätin und Bürgermeister an der Spitze nicht entgehen und feiert mit der vorgeschriebenen Anzahl von Zuhörern die Mitwirkenden mit Standing Ovations. Fritz Jurmann

Christian Lebar, Barbara Salomon und Rudolf Berchtel spielten auf höchstem Niveau der Orgelkunst. <span class="copyright">JU</span>
Christian Lebar, Barbara Salomon und Rudolf Berchtel spielten auf höchstem Niveau der Orgelkunst. JU

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