Ines Strohmaier: „Kunst ist für eine Gesellschaft existenziell“

Die 19-jährige Sprachkünstlerin über die Folgen des Lockdowns für die Poetry-Slam-Szene.
Riezlern Der zweite Lockdown und das damit verbundene Veranstaltungsverbot gehen auch an der heimischen Poetry-Slam-Szene nicht spurlos vorbei. Denn gerade für diese Eventformate ist die Interaktion mit dem Publikum essenziell. Slam-Poetin Ines Strohmaier (19) aus Riezlern beschreibt die letzten Monate aus künstlerischer Sicht als Achterbahnfahrt. „Für viele Künstler und Kulturschaffende bedeuten die Maßnahmen Auftrittsausfälle, Existenzängste und Ungewissheit.“ Deswegen ist für die Sprachkünstlerin gerade jetzt der Zusammenhalt und die gegenseitige Unterstützung auch im Bereich Kunst und Kultur erforderlich, um die lokale Szene zu schützen: „Kunst ist für eine Gesellschaft existentiell, da sie Raum bietet zu hinterfragen. Kunst ist Ausdruck und bedient alle Menschen mit allen erdenklichen Themen. Wie kann etwas, das so essenziell zu unserem Leben beiträgt, systemunrelevant sein?“
„Slam lebt vom Publikum“
Der zweite Lockdown ist, so Strohmaier, vor allem für jene ein Schlag ins Gesicht, die sich intensiv mit Schutzkonzepten für Veranstaltungen und der Förderung der Kunstlandschaft auseinandergesetzt haben. Für viele Veranstalter mussten also kreative Lösungen her und man sah sich dazu gezwungen, die Bühne gegen den virtuellen Raum auszutauschen. Strohmaier, die auch als Moderatorin, Autorin und Kolumnistin tätig ist, nahm selbst an Onlinelesungen und virtuellen Slams teil. Diese sind für sie jedoch nicht mit Liveevents vergleichbar. „Natürlich gibt es innovative Möglichkeiten, aber weder zwischenmenschlich, noch aus finanzieller Sicht können diese Alternativen Liveveranstaltungen ersetzen.“ Dasselbe gilt für sie auch für Poetry-Slam-Events: „Viele Veranstalter organisierten Onlineformate auf verschiedensten Plattformen. Die virtuelle Welt kann die Realität aber ersetzen. Slam lebt von der Interaktion mit dem Publikum.“ Sorgen macht sich die 19-Jährige auch um den künstlerischen Nachwuchs. „Der Lockdown zerstört Strukturen, für die es Jahrzehnte gebraucht hat, sie aufzubauen. Man hinterfragt doppelt, ob man künstlerisch aktiv oder gar finanziell abhängig sein will.“
Insgesamt 70 Auftritte, darunter die Präsentation ihres neuen Lyrikbands „Herzblessuren“, fielen bei Ines Strohmaier bereits ins Wasser. „Trotzdem wollte ich mein Buch im Oktober erscheinen lassen, da das genau das Zeichen ist, das ich nach außen senden möchte: Die Kunst und Kulturszene ist da und sie ist abhängig davon, gesehen zu werden.“