Als Josef Maria zur Krippe trug

Vorarlberg Museum öffnet mit berührender Schau, muss 2021 aber einiges streichen.
Bregenz Es seien weniger die Einnahmenverluste, sondern dass einem das Herz blute, wenn man schöne Projekte vorbereitet, die man dann nicht zeigen könne, erklärt Andreas Rudigier, was ihm in den letzten Wochen sehr zu schaffen machte. Im Gespräch mit den VN lässt der Direktor des Vorarlberg Museums nicht unerwähnt, dass der Spätherbst an sich als Hauptsaison der Einrichtung gilt. Auf die Besucher bezogen, versteht sich, die seit Anfang November aber nicht kommen durften, weil die Bundesregierung die Museen bereits schließen ließ, während die Geschäfte noch geöffnet waren. Nach einem kompletten Lockdown ab Mitte November ist in den Lockerungen der Pandemie-Präventionsmaßnahmen nun auch die Öffnung der Museen ab kommender Woche vorgesehen. Der bekannte Umstand, dass Abstandsregeln bei Besichtigungsrundgängen gut einhaltbar sind, fand Berücksichtigung.
„Wir wissen erst seit Kurzem, dass weitere Belastungen auf uns zukommen.“
Andreas Rudigier, Direktor Vorarlber Museum
Hinsichtlich der Zukunft wiegen die Einnahmenverluste nach Monaten mit Schließungen allerdings schwer. Das Land Vorarlberg hat außerdem Budgetkürzungen im Kulturbereich angekündigt, beim Museum kommt hinzu, dass die Lagertechnik für das Depot neuerdings dem Unternehmen verrechnet wird. Von den zusätzlichen Belastungen wisse man erst seit Kurzem, erklärt Rudigier und führt gleich einmal an, dass wahrscheinlich nicht alle Projekte, die man für das Jahr 2021 geplant hat, somit auch realisierbar sind. Die Themen Forschung und Sammlung bilden jedenfalls einen Schwerpunkt.
Wahre Schnitzkünstler
Abgesehen von mehreren bereits bestehenden Sonderausstellungen und der ständigen Schau wartet das Museum zur Wiederöffnung mit einem sehr reizvollen, auf die Jahreszeit bezogenen Projekt auf. In Kooperation mit 19 Vereinen in Vorarlberg wurden in den letzten zwei Jahren Krippen geschaffen, deren Bau und Darstellung einen derart hohen erzählerischen Wert haben, dass im Verlag Tyrolia bereits ein Buch erschienen ist, das Vertiefung bietet.

Diese Zeugnisse der Kunsthandwerkspflege und der Auseinandersetzung mit historischen Darstellungen der Geburt Christi laut dem Lukas-Evangelium bieten neben dem religiös-kontemplativen Aspekt aber auch sehr viel zum Schauen und Entdecken. Alpenländisches Kolorit in die Umgebung des Stalls in Bethlehem einfließen zu lassen, hat längst Tradition, der Krippenverein Braz ließ sich von der Ablaufsdramaturgie inspirieren und zeigt eine sonst wohl kaum zu sehende Szene: Während zwei Frauen in Tracht miteinander tuscheln, trägt Josef die hochschwangere Maria in den Stall, um einen Platz zu suchen, an dem die knapp bevorstehende Niederkunft stattfinden kann. Dass in Vorarlberg noch wahre Schnitzkünstler tätig sind, lässt sich hier ebenso erkunden, wie etwa eine stillende Maria auf der Rast (Krippenverein Hard) und regionale Akzente, die bei den Gebäuden, Tätigkeiten (Krippenbauverein Tisis) oder Hintergrundlandschaften (Rankweil, Hittisau, Buch, Sulzberg etc.) zum Ausdruck kommen.
Das Vorarlberg Museum in Bregenz ist ab 8. Dezember, Di bis So, 10 bis 18 Uhr, wieder geöffnet. Neu ist die Sonderschau „19 Krippen aus Vorarlberg“.
