Wie und wo Kunst auf den Skilift kommt

Gregor Koller bringt Kunstwerke mit Tiefgang auf spezielle Art ganz nach oben.
Lech Vorläufig kommt nur die Bevölkerung von Lech vorbei, durch Zufall, beim Spaziergang und jedenfalls einzeln, das heißt, in großem Abstand zueinander. Dass Corona nicht viel zulässt, war für Gregor Koller kein Grund, rein gar nichts zu machen. Als Ausstellungskurator realisiert er seit einigen Sommern das auch international beachtete Projekt “Hor(s)t der Kunst” unter der Pfänderspitze, im Winter lädt er zur Land-Art nach Lech. So namhafte Künstler wie Marbod Fritsch, Ona B., Gottfried Bechtold, Tone Fink oder Franz Türtscher haben bereits Arbeiten im Freien realisiert, von denen nach der Schneeschmelze aussagekräftige Fotodokumente geblieben sind. Dieser Aspekt ist heuer besonders wichtig, denn bei geschlossenen Hotels, Reise- und Ausgangsbeschränkungen sind die Arbeiten vor Ort nur für wenige erlebbar und das wird weder von Gregor Koller noch von den teilnehmenden Künstlern, für die Achtsamkeit gewiss kein inflationärer Begriff ist, bejammert.

„Mir ist es wichtig, Möglichkeiten zu ergreifen, damit die Kunst gerade auch jetzt sichtbar ist.“
Gregor Koller, Ausstellungskurator
“Alles dreht sich im Kreis”, so der nach einem Chanson von Hildegard Knef festgelegte Titel des Kunstprojekts, bleibt somit von vornherein eine exklusive Aktion, die im Anschluss per Bild- und Filmaufzeichnungen ins Tal kommt. Das ist nicht wenig, wenn man bedenkt, dass Barbara Anna Husar, jene Künstlerin, die mit ihren Euterballonerhebungen Furore macht, dieses Mal nicht nur eine ökologisch konnotierte Botschaft vermittelt, sondern in den goldenen Kokons, in die sie zahlreiche Sessel auf dem Schlosskopflift verwandelt, Zettel mit Botschaften von Hunderten von Kindern verpackt, die die Betrachter neben dem poetischen Bild, das sie vor Augen haben, vielleicht doch irgendwie erreichen. Gottfried Bechtold realisiert eine Hommage an Marcel Duchamp. Wer seinen Flaschentrockner, eines der ersten Readymades, noch nie in einem Museum vor Augen hatte, der erblickt das Werk nun in bunter Verwandlung an einem dafür absolut unüblichen Ort. Sabine Rainer-Lingenhöle bringt Rabenvögel dorthin, wo sie im Winter wohl eher nicht vorkommen, Josef Wurm verwandelt die Sitze in Skulpturen und von Tone Fink soll beispielsweise noch etwas Tierisches die Arlbergregion besuchen.
Die Musik hat inspiriert
Nur wenige Tage dauert die Aktion, eine Ausstellung des Bildhauers Christoph Lissy im Hotel Hinterwies ist auf längere Dauer angelegt. Dass seine Beethoven-Installation nun zum Tag der Taufe des Musikgenies am 17. Dezember vor 250 Jahren (der Geburtstag Beethovens ist unbekannt) an die Öffentlichkeit kommt, schließt quasi den Kreis.

Die Werkserie steht in Verbindung zum eigenen Werdegang. Beethovens Werke, vor allem die 3., 5. und 6. Sinfonie haben ihn schon als Kind begeistert, erzählt er. Verschiedene Umstände führten aber zu einem verspäteten Start des Musikunterrichts. Im Alter von 18 Jahren führte er eine Zäsur herbei, ging erst einmal ins Ausland, begann dann ein Bildhauerstudium und wurde unter anderem als Student von Bruno Gironcoli zu jener Persönlichkeit, als die ihn die Kunstwelt kennt.
Die Kunstaktion auf dem Lecher Schlosskopflift läuft bis Sonntag, 20. Dezember. Die Ausstellung im Hotel Hinterwies bleibt nach Öffnung der Hotels etwa ein Jahr zugänglich.

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