„Tagsüber ist minderrealistisch“

Gut aufgestellt, aber ruhig gestellt, das SOV hat dennoch viel vor und treue Fans.
Bregenz „Herzog Blaubarts Burg“, die Oper von Béla Bartók, wäre auf dem Programm gestanden, die Hauptrolle hätte mit Gábor Bretz jener Bariton übernommen, der im Rahmen der letzten durchführbaren Bregenzer Festspiele, nämlich im Sommer 2019, als Don Quichotte in der gleichnamigen Oper von Massenet begeisterte. Das für 16. und 17. Jänner geplante Abonnementkonzert des Symphonieorchesters Vorarlberg (SOV) unter der Leitung des Chefdirigenten Leo McFall fällt allerdings dem neuen Lockdown zum Opfer. Ein Ausweichtermin in der laufenden Saison ist nicht mehr möglich. Das SOV hat aufgrund der Veranstaltungsverbote und Besucherbeschränkungen in den letzten Wochen und Monaten laufend Konzerte absagen müssen. „Das Programm liegt Leo McFall und mir aber sehr am Herzen, wir haben vor, es in einer späteren Saison nachzuholen“, macht SOV-Geschäftsführer Sebastian Hazod im Gespräch mit den VN dem Publikum Hoffnung. Seit dem ersten Lockdown im Frühjahr kann er auf die Treue eben dieses Publikums zählen. Obwohl sich die Konzertausfälle mittlerweile aneinanderreihen, haben weniger als 20 Prozent der Ticketbesitzer den Kaufpreis zurückgefordert, ein großer Teil der rund 2000 Abonnenten gab an, die Musikerinnen und Musiker unterstützen zu wollen.
Hoher Eigendeckungsgrad
Dass das SOV nicht nur künstlerisch reüssiert, sondern auch wirtschaftlich eine gute Leistung hinlegt, zeigt der Eigendeckungsgrad im Jahr 2019, den Hazod mit 63 Prozent beziffert. Die Summe vonseiten des Landes beträgt 570.000 Euro. Vom Bund kamen bislang bei etwaigen Förderungsansuchen jeweils nur abschlägige Antworten. Was die Gagen für die Musikerinnen und Musiker betrifft, sei die Luft nach oben jedenfalls aufgrund der finanziellen Situation gering. Er werde sich aber für die Künstler einsetzen, auch wenn es jetzt kein guter Zeitpunkt ist, um über Subventionserhöhungen zu sprechen. Das Land hat das Kulturbudget für 2021 bekanntermaßen etwas gekürzt, das Symphonieorchester ist zumindest von dieser Maßnahme nicht betroffen. Die Folgen der Corona-Pandemie für das Orchester will der Geschäftsführer im nächsten Jahr beziffern. Zusätzliche finanzielle Nachteile hätten aber die im Vergleich zu Wien wesentlich strikteren Besucherbeschränkungen im Herbst in Vorarlberg bedingt. Noch befinde man sich aber mitten in der Saison, im März soll in Kooperation mit dem Landestheater die Oper „Jephtha“ von Händel realisiert werden.
Kooperation mit dem Theater
Die Besetzung steht, der Konjunktiv muss vorerst wohl noch in Anwendung bleiben. Auch an der Finanzierungsaufteilung, die das Theater, das in erster Linie ein Sprechtheaterbetrieb ist, zusehends belastet, werde sich im Jahr 2021 nichts ändern. Für weitere Opernproduktionen werde man die Kooperation aber neu aufstellen. Eine Einschränkung des Repertoires, aus dem man schöpfen kann durch die Größe des Hauses, sieht Sebastian Hazod nicht negativ: „Es ist gar nicht so schlecht, wenn man nicht in der ganzen Breite des Repertoires zu suchen beginnt.“
Das Symphonieorchester Vorarlberg ist seit Jahren auch bei den Bregenzer Festspielen engagiert, im kommenden Sommer ist neben dem Konzert etwa die Rossini-Oper „Die Italienerin in Algier“ vorgesehen. Eines wird das Publikum besonders freuen: Kirill Petrenko, mittlerweile Chefdirigent der Berliner Philharmoniker, kann zur Beendigung des Mahler-Zyklus im Jahr 2021 einen Auftritt in Vorarlberg einplanen. Konzerte tagsüber anzusetzen, wie es die Regierung in der Corona-Verordnung ab 18. Jänner vorschreibt, ohne ein Enddatum dieser Auflagen anzugeben, hält Hazod für „minderrealistisch“. Unter der Woche sei das ausgeschlossen, weil viele Musiker als Pädagogen tätig sind, am Wochenende müssten dann aufgrund der Besucherbeschränkungen bis zu fünf Konzerte angesetzt werden.
„Mit dem Abschluss 2019 hatten wir einen Eigendeckungsgrad von 63 Prozent.“

Das Konzert am 16. und 17. Jänner unter Leo McFall muss wegen des Lockdowns abgesagt werden. Einen Ersatztermin anzusetzen, ist heuer nicht mehr möglich.