Salzburg „Wir müssen einbekennen, dass wir nicht vorwärts denkend mit Kunst und Kultur umgegangen sind. Die Bildung sowohl der jungen Musiker als auch des Publikums hat nachgelassen. Die musikalische Ausbildung der jungen Musiker ist da. Sie werden Spezialisten auf einem Instrument, aber die Ausbildung ihres Wissens, ihre Gesamtkultur wurde oft vernachlässigt“, erklärte Daniel Barenboim im Gespräch mit der Salzburger Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler.
Die andere Seite sei das Publikum, meinte der bekannte Maestro und Generalmusikdirektor der Staatsoper Berlin weiter: „Ein Großteil des Publikums hat weniger musikalische Bildung als früher. Arthur Rubinstein hat mir in den 1970er-Jahren gesagt, dass sein Publikum Anfang des 20. Jahrhunderts am Wochenende selber zu Hause am Klavier Chopin gespielt hat. Heute hätten sie bestenfalls seine Walzer auf Platte. Das ist seither noch dramatischer geworden.“ Auf die Frage, welche Rolle die Musik spielen kann, erklärte er, dass die Musik als Ausdruck der Menschlichkeit gelitten hat und dass wir dagegen kämpfen müssen, auch aus Verantwortung: „Es geht um die Menschenrechte, aber es geht auch um die Menschenverantwortung, aber darüber spricht niemand. Ein Großteil der Politik ist nicht interessiert an Musik, das akzeptiere ich auch. Aber ein Politiker, der eine Rolle in der Gesellschaft spielt, muss die Musik, die Kunst, behandeln wie einen Schatz. Ob sie ihn persönlich interessiert, ist zweitrangig, aber die Musik ist wichtig für die Gesellschaft.“