Die Anbetung der Könige als wahrer Schatz

Ausschnitt aus der Geburtsszene auf dem Annenaltar.
Der Annenaltar von Wolf Huber im Feldkircher Dom wird 500 Jahre alt.
Feldkirch 1515 haben fünf Mitglieder der Annenbruderschaft der Stadtpfarrkirche St. Nikolaus in Feldkirch bei dem um ca. 1480 in Feldkirch geborenen und in Passau lebenden Künstler Wolf Huber einen Altar in Auftrag gegeben: „Verdingd-Werckh der Taflen auff Sanct anna Altar Jhn Sanct Niclaus Kürch all hie zu Veldtkürch.“ Eine Abschrift des Vertrags aus dem 17. Jahrhundert ist noch im Stadtarchiv in Feldkirch erhalten.
Der Annenaltar im Dom in Feldkirch stellt einen der wertvollsten Kunstschätze Vorarlbergs dar und ist ein ganz besonderes Exemplar des kulturellen Erbes der Stadt. Der Künstler, Wolf Huber, gilt als einer der berühmtesten Vertreter der sogenannten „Donauschule“, einer Kunstrichtung, zu der auch Albrecht Altdorfer gezählt wird.
Die überaus spannende und wechselvolle Geschichte des Altars mit dem zwischenzeitlichen Verlust der Tafeln mündet in der Zusammenführung im Jahr 2006 im Feldkircher Dom und bildet heute ein wunderbares Zeugnis herausragender Kunst an der Epochenschwelle vom Mittelalter zur Neuzeit.
Geschichte Jesu
Das umfangreiche Bildprogramm umfasst unter anderem neben der Geschichte von Anna und Joachim, den Eltern Marias, Darstellungen der Geschichte Jesu mit der Geburt, der Darbringung im Tempel, der Beschneidung, Beweinung und natürlich auch die wundervolle Anbetung der Könige, die in eine sakrale Ruinenarchitektur gesetzt ist. Das Mittelbild des Altars mit den zwei Flügeln ist 173 mal 109 Zentimeter groß.
Entsprechend den Prioritäten der Faro-Konvention des Europarats von 2005 über den Wert des Kulturerbes für die Gesellschaft, zu denen u. a. die demokratische Teilhabe am kulturellen Erbe gehören, nimmt die Stadt Feldkirch das Jubiläum zum Anlass, dieses außergewöhnliche Kunstwerk mittels unterschiedlicher Vermittlungsprojekte verstärkt öffentlich zu positionieren und seine Wahrnehmung als außergewöhnliches kulturelles Erbe in der Region und darüber hinaus zu schärfen. Im kommenden Frühjahr wird unter der Leitung des Stadtbibliothekars und Kurators Hans Gruber eine Ausstellung zum Annenaltar im Palais Liechtenstein umgesetzt. Der inhaltliche Schwerpunkt liegt auf der Darstellung der Geschichte des Altars und seines historischen Kontextes. Die Rheticus-Gesellschaft widmet dem Annenaltar eine wissenschaftliche Publikation.
Beginn der Neuzeit
„Der Annenaltar ist ein ganz außergewöhnlicher Schatz, der nicht nur kunsthistorisch von großer Bedeutung ist, sondern auch Zeugnis ablegt von einer Zeitenwende am Beginn der Neuzeit. Humanismus, Reformation, Buchdruck, Entdeckung Amerikas, Zentralperspektive u. a. m. veränderten die damalige Gesellschaft grundlegend“, macht Gruber auf die besondere Bedeutung des Altars auch als Zeitdokument aufmerksam.
Auch dem Feldkircher Kirchenraumpädagogen und Kulturvermittler Werner Gerold ist es ein großes Anliegen, dass der Altar in der Region und über die Region hinaus eine stärkere Wahrnehmung als Kunstschatz erfährt: „Der Annenaltar ist ein großartiges Werk der europäischen Kunstgeschichte, das einfach größere öffentliche Aufmerksamkeit verdient.“
Um das Kunstwerk auch in der Gegenwart zu verorten, sind neben der Ausstellung auch eine Reihe von Kulturprojekten geplant, u. a. ein Komponisten-Wettbewerb für ein zeitgenössisches Chorwerk, ein Theaterprojekt, bestehend aus Minidramen bekannter Autorinnen und Autoren, das vom Vorarlberger Landestheater umgesetzt wird, sowie eine Installatoin der Graphikerin und Künstlerin Andrea Gassner im öffentlichen Raum.

Einsendungen im Rahmen des Komponistenwettbewerbs für ein Chorwerk zum Annenaltar sind bis 31. Mai ans Theater am Saumarkt in Feldkirch zu richten.