Die jüngste Klavierentdeckung des Landes

Entscheidende Impulse erhielt Gabriel Meloni vom chinesischen Starpianisten Lang Lang.
FELDKIRCH, WIEN Ein junger Musiker, versonnen, der ganz in seiner Kunst aufgeht: Gabriel Meloni gilt bereits als jüngste Klavierentdeckung des Landes, untermauert durch zahlreiche Preise bei internationalen Wettbewerben und Meisterkurse bei großen Pianisten.
Ihr Name klingt melodiös und weist wohl auf eine italienische Herkunft hin, vielleicht ein musikalisches Elternhaus?
Ja, meine Familie stammt aus Italien. Allerdings ist aus meiner Familie nur meine Schwester musikalisch, die mir auch die ersten Schritte am Klavier beigebracht hat.
Warum ist es bei Ihnen das Klavier geworden, was hat Sie daran fasziniert?
Als kleines Kind habe ich meiner Schwester immer beim Üben zugehört und war beeindruckt. Ich habe während meiner Volksschulzeit neben dem Klavier zunächst einige andere Instrumente wie Geige und Saxofon gespielt. Mit zehn habe ich mich dann nur für das Klavier entschieden. Womöglich, weil mich dieses Instrument am meisten in meiner Kindheit geprägt hat.
Sie haben in vielen internationalen Wettbewerben glänzend abgeschnitten – wie wichtig war das für Ihr praktisches Weiterkommen?
Wettbewerbe sind einzigartige Erfahrungen. Man lernt sich selbst auf eine Art und Weise besser kennen, da man in eine Stresssituation gelangt, die man sonst nicht kennt. Davon profitiert vor allem das Üben. Man setzt sich nämlich das Ziel, ein Programm so sicher zu können, dass dies problemlos in dieser Stresssituation abrufbar ist. Was ich allerdings am meisten an Wettbewerben schätze, ist der Austausch mit anderen Musikern. Was die Kollegen erzählen, ist nämlich oft inspirierend und motivierend zugleich.
Der wohl wichtigste Impuls für Sie war im Oktober 2015 ein Meisterkurs bei Lang Lang in Wien, für den Sie sich bei 350 Teilnehmern unter die zehn Besten qualifizierten. Hatten Sie Herzklopfen vor der ersten Begegnung mit ihm?
Natürlich ist man als 14-Jähriger überwältigt, wenn so eine Ikone, die man sonst nur im Fernsehen sieht, vor einem steht. Wir waren dann aber alle schnell entspannter, da Lang Lang sehr sympathisch und locker ist.
Lang Lang ist durch seine phänomenale Technik rasch weltberühmt geworden – er kann so schnell Klavier spielen wie kein anderer. Was hat Ihnen sonst imponiert an seinem Spiel?
Oft wird Lang Lang für sein unnatürliches Spiel kritisiert. Ich spüre jedoch, dass er während seiner Performances etwas fühlt. Die Musik kommt von innen. Dadurch hat sein Spiel einen natürlichen Ausdruck, auch wenn dieser manchmal zu stark mittels Gestikulation vermittelt wird.
Was ist Ihr bevorzugtes Repertoire, wo fühlen Sie sich am Klavier besonders wohl?
Besonders gern mag ich die russischen Komponisten des 20. Jahrhunderts wie Prokofiew, Skrjabin oder Rachmaninow. Fasziniert bin ich außerdem von der Musik Beethovens und Brahms’.
Sie sollten kürzlich bei der Verleihung des Landes-Kompositionspreises an Johanna Doderer neue Klaviermusik von ihr uraufführen – leider ist Ihre Darbietung wegen Corona entfallen. Wie stehen Sie generell zur neuen Musik?
Ich mag jede Musikrichtung, wenn ich sie verstehe und wenn die Intention des Komponisten bei mir ankommt. Das Besondere an der neuen Musik ist, dass man oft die Chance bekommt, direkt mit dem Komponisten über sein Werk zu sprechen. Für einen Interpreten kann dieser Austausch gerade bei Detail-Fragen sehr hilfreich sein. Besonders das schätze ich sehr an der Zusammenarbeit mit Johanna Doderer.
Machen Sie als Sicherheitsnetz auch eine pädagogische Ausbildung als Klavierlehrer?
Ja, ich möchte im Master eine pädagogische Ausbildung machen, weil ich die Lehrgangs-Angebote der Musikuniversitäten ausnützen und mir das Maximum an Wissen aneignen möchte.
Mit welchen Eigenschaften wollen Sie Ihre Zuhörer begeistern?
Prinzipiell möchte ich meine Zuhörer mit meinem Spiel berühren. Mein Ziel ist es, dass sie die Musik genauso fühlen wie ich. Wenn man das schafft, entsteht eine unglaubliche Stimmung im Konzertsaal. Diese fesselt nicht nur das Publikum, sondern auch den Interpreten.
Gibt es neben dem Klavier auch ein Privatleben für Gabriel Meloni mit Hobbys, Freunden, Popmusik?
Mein Privatleben besteht größtenteils aus dem Klavier. Natürlich habe ich aber auch Freunde, mit denen ich viel Zeit verbringe und andere Interessen, denen ich nachgehe. Auch tolle Pop-Hits wurden mir nicht vorenthalten, ich mag vor allem die Musik von Queen oder Michael Jackson. Ich lebe ganz nach dem Zitat von Hanns Eisler: „Wer nur etwas von Musik versteht, versteht auch davon nichts.“ Fritz Jurmann
GABRIEL MELONI
GEBOREN 2001 in Dornbirn, wohnhaft in Feldkirch, lebt zurzeit in Wien
AUSBILDUNG Musikschule Dornbirn (Ivan Karpati), Landeskonservatorium Feldkirch (Gerhard Vielhaber), PreCollege der Zürcher Hochschule der Künste (Konstantin Scherbakov), Bachelorstudium an der Wiener Musik-Uni (Jan Jiracek von Arnim); Teilnahme an Meisterkursen
AUSZEICHNUNGEN Preise bei internationalen Wettbewerben ,2016 Stipendiat der Internationalen Musikakademie Liechtenstein
Konzert 11. Juni 2021, Alpenarte-Festival Schwarzenberg
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