Ein spekulativer Blick in die Zukunft

Studierende der FH-Vorarlberg schufen mit „Imagine Tomorrow“ eine raffinierte Online-Ausstellung.
Dornbirn Wie wird sich unser Leben in der Zukunft weiterentwickeln? Mit dieser Frage befassten sich 46 Intermedia-Studierende der Fachhochschule Vorarlberg. Entstanden sind 230 künstlerische Werke, die kulturelle, soziale, gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Aspekte miteinander in Verbindung setzen. Die kreativen Köpfe erarbeiteten durchdachte Bilderserien und befassten sich mit der Konzeption einer Online-Ausstellung samt digitaler Vernissage. Unterstützt wurden sie dabei von ihren Lehrveranstaltungsleitern Alexander Rufenach und Karin Bleiweiss. „Wer eine bessere Welt will, muss eine bessere Welt gestalten. Augenblicklich leben wir in einer Zeit, in der es mehr Fragen als Antworten gibt. Gestalterinnen und Gestalter müssen wie Jazzmusiker darin geübt sein, mit dem Unvorhersehbaren umzugehen und zu improvisieren“, erklärte Rufenbach: „Corona hat für eine Zäsur gesorgt. Wo so viele Sicherheiten abhandenkommen, muss auch der Mut wachsen, neu zu denken.“
Outfits auf Knopfdruck
Die Ausstellung „Imagine Tomorrow“ besteht aus einer Kollektion individueller Zukunftsvorstellungen. Die virtuellen Besucher werden mit wünschenswerten Weiterentwicklungen und kontroversen Sichtweisen konfrontiert. „Unsere Absicht war, es visionäre und zum Teil auch kritische Einblicke in die Zukunft zu gewähren. Wir wollten uns nicht nur mit fiktiven Themen befassen, sondern wir haben die Arbeiten auf bewährte Thesen, Theorien und Meinungen von Zukunftsforschern gestützt. Unser Ziel war es, nicht nur an der Oberfläche zu kratzen, sondern in die Tiefe der Thematik einzutauchen“, sagte Studentin Simone Knecht.
Die thematische Zuordnung der Werke erfolgt anhand der Schwerpunkte Dystopie, Eutopie und Utopie. Jakob Hirscher stellt sich im Rahmen der Kategorie Dystopie die Frage, wie durchschaubar wir eigentlich sind und ob wir in Zukunft noch Geheimnisse vor der Öffentlichkeit verstecken können. Andere Mitwirkende hinterfragen moderne Technologien, befassen sich mit digitalem Datenmissbrauch und greifen futuristische Ernährungstrends auf. Die Studentin Nilay Türkyilmaz verknüpft mit ihrer utopischen Bilderserie „Phygital“ die Worte physisch und digital in bildlicher Form und schafft eine Vision für eine Modewelt, in der es möglich ist, Outfits auf Knopfdruck zu wechseln, ohne dabei der Umwelt zu schaden.
Drohnen in der Luft
Was passiert, wenn das CO2 auf der Erde aufgebraucht ist erörtert Cedric Fritz. „Mit meinen Bildern habe ich das Szenario auf eine schaurig-schöne Art dargestellt und möchte zeigen, dass wenn wir nicht bald etwas unternehmen, uns sprichwörtlich die Luft wegbleibt,“ beschreibt Fritz die kritische Darstellung. In die Kategorie Eutopie fällt das Werk „Bäume statt Pflasterstein“ von Franziska Kerber, die mehrere Orte in Dornbirn in eine grüne Oase verwandelt. Wie Menschen in der Zukunft Einkäufe erledigen und ob das Konzept Supermarkt auch noch in der Zukunft Bestand hat, beschäftigt Jan Gruber. Anhand von fliegenden Drohnen die Pakete transportieren wird realistisch verdeutlicht, wie sich das Einkaufsverhalten in einigen Jahren verändern könnte.
In einer Zeit, in der man die eigenen Wände kaum verlässt, ist es den Studierenden gelungen, ihre Vorstellungskraft zu nutzen und spekulative Zukunftsvisionen zu verbildlichen. Die Umsetzungen reichen von 3D-Druckern, die Essen ausdrucken können bis zu Robotern mit realen Gefühlen und kritischen Auseinandersetzungen mit modernen Technologien. Eine Ausstellung, die den eigenen Erfindergeist kräftig antreibt und Zukunftsvorstellungen zugänglich macht.



