Gebhard Wiederin, Orgellehrmeister für Generationen, wird 90

<strong>Gebhard Wiederin ist der vielseitige Nestor der Kirchenmusiker in Vorarlberg.
FRASTANZ. Noch bis vor wenigen Jahren hat er jedes Wochenende bis zu fünf Gottesdienste in verschiedenen Kirchen des Landes an der Orgel begleitet, vor seinem 90. Geburtstag am 9. Februar hat sich Prof. Gebhard Wiederin nach 75 aktiven Jahren nun in seiner Heimatgemeinde endgültig zur Ruhe gesetzt. Als weitum anerkannter Organist, Chorleiter und Komponist in einem ist der Nestor der Kirchenmusiker des Landes längst zu einem Inbegriff dieses Berufsbildes geworden, wie man ihn nur noch selten findet.
Mit neun Jahren erstmals beim Gottesdienst an der Orgel
In allen drei Funktionen war Gebhard Wiederin ein Leben lang Vorbild und umfassend gebildeter Lehrmeister für ganze Generationen von Kirchenmusikern in der Diözese Feldkirch. Mit neun spielte er zum ersten Mal bei einem Gottesdienst in Frastanz die Orgel und tat es bis vor ein paar Jahren noch, zudem auch in Altenstadt, Satteins, Nenzing und Bendern/FL. „Ich war ein Langzeitorganist ohne Ablaufdatum“, meint er heute selbstironisch. Seine prägenden Funktionen waren jene des Domorganisten in Feldkirch von 1957 bis 1971 und von da an weitere 20 Jahre, denen er mit Können, Engagement und Leidenschaft den Stempel seiner Persönlichkeit aufdrückte, bis 1991 als Domkapellmeister.
Ein besonderes Anliegen war es Gebhard Wiederin, Werke des Feldkircher Komponisten Ferdinand Andergassen (1892–1964) lebendig zu erhalten, der heute in der Musikgeschichte des Landes unbestritten als Begründer der neueren Musikbewegung gilt. Er war Lehrer und Mentor Wiederins, der sich in seiner kompositorischen Arbeit als Andergassens Nachfolger fühlte und dessen oft herbe Tonsprache sich in seiner eigenen persönlichen Handschrift widerspiegelt. Wiederin schrieb 15 Motetten, darunter 2011 eine zur Seligsprechung von Provikar Carl Lampert („Anbetend knie ich vor dir“), Klavierlieder sowie mehrere lateinische und deutsche Messen, die sich durch Klarheit und Kompetenz des Handwerklichen auszeichnen und in ihrer ansprechenden Art über die Dommusik hinaus auch bei den Kirchenchören des Landes positive Aufnahme gefunden haben.
Gebhard Wiederin begann seine musikalische Laufbahn mit Klavier- und Orgelunterricht an der Feldkircher Musikschule. Nach der Matura studierte er in Wien Musikerziehung und Geschichte bei Größen ihres Fachs wie Ernst Tittel (Tonsatz), Hans Gillesberger (Sologesang und Dirigieren) sowie Alois Forer (Orgel). Ab 1956 wirkte er zunächst in Bludenz und zuletzt an der PädAk Feldkirch bis zu seiner Pensionierung 1991 als beliebter und allseits geachteter Musikerzieher.
Repräsentative Edition
Sein großer Freundeskreis schätzt neben dem unschlagbaren Humor von „Gebi“, wie er gerne genannt wird, auch dessen unbestechliche Korrektheit in der Beurteilung musikalischer Arbeiten aus dem Feldkircher Musikarchiv. Dies führte gemeinsam mit Manfred A. Getzner zur repräsentativen Edition „Musik aus Feldkirch“ mit 33 CDs und Partituren anderer Feldkircher Komponisten in den Jahren 1997 bis 2008. Unter den zahlreichen Auszeichnungen Wiederins finden sich das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst des Bundes, die vatikanische Medaille Benemerenti und das Silberne Ehrenzeichen der Diözese Feldkirch. Fritz Jurmann