Projekte mit Schülern wurden in den Herbst verschoben

Günter Marinelli lässt nichts streamen, er bietet aber eine digitale Tanzperformance.
Dornbirn Beim Blick auf Szenenausschnitte an Edward Hopper (1882–1967) erinnert zu sein, ist kein Zufall, das Filmprojekt „Shirley – Visions of Reality“ von Gustav Deutsch ist von Gemälden des amerikanischen Malers inspiriert. Großen Anteil am Erfolg dieses außergewöhnlichen Films hat die brillante Darstellerin Stephanie Cumming. Seit Jahren begeistert die Künstlerin in den Produktionen des Österreichers Chris Haring auch die Besucher des Festivals Tanz ist am Dornbirner Spielboden. Sie sollen noch in diesem Frühling in den Genuss einer Filmaufführung kommen. Nach langem Planen, lockdownbedingtem Umplanen und kompletten Absagen gesamter Festivalprogramme hat sich Tanz-ist-Macher Günter Marinelli dazu entschlossen, alle Live-Aufführungen heuer in den Herbst zu verlegen.
Groß angelegte Kooperation
Was zuvor schon verschoben wurde, sollte nicht gänzlich ad acta gelegt werden. Marinelli arbeitet seit Jahren mit Ausbildungsstätten in Vorarlberg und außerhalb des Landes zusammen. Eine groß angelegte Kooperation, von der auch zahlreiche Schülerinnen und Schüler aus entlegeneren Regionen profitieren können, wurde bereits vor einigen Monaten konzipiert. „Die Pädagogen sind zurzeit sehr belastet, als Termin für eine Reihe von Workshops mit Tänzerinnen und Tänzern habe ich deshalb den Oktober ins Auge gefasst“, erläutert Marinelli sein Vorhaben für Jugendliche verschiedener Altersgruppen.
Mit vielen internationalen Ensembles in Kontakt, hat er sich bereits damit abgefunden, dass Aufführungen in der ersten Jahreshälfte auch aufgrund erschwerter Reisebedingungen kaum planbar sind. Das Zuwarten sei unerträglich, Künstler sollten danach trachten, aktiv zu bleiben und Forderungen an die Politik zu artikulieren. Fertige Bühnenproduktionen per Stream zu vermitteln, diese Methode beurteilt er eher skeptisch. Es sei zwar schön, dass das Publikum auf diese Art während des Corona-Lockdowns überhaupt mit Kunst konfrontiert werden kann, aber abgesehen davon, dass die Streaming-Angebote ein Live-Erlebnis niemals ersetzen, sei die Wiedergabe gerade was den Tanz betrifft mitunter problematisch.
Eigens für das Digitale geschaffen
Einige Tanzensembles seien mittlerweile dazu übergegangen, von vornherein digitale Projekte zu realisieren. In Holland und Belgien hat sich Günter Marinelli mittlerweile von der hohen Qualität solcher Arbeiten überzeugt. Ein Nachteil liege allerdings in den enormen Produktionskosten. Auf welche Art Konzepte umgesetzt werden können, hat in Österreich etwa das Ensemble Liquid Loft gezeigt. Das Projekt „Stranger Than Paradise“ wurde von Marinelli deshalb ins Programm seines Festivals genommen. Zu sehen ist eine knapp einstündige Performance, die den besonderen Aspekt der Bühne ebenso berücksichtigt wie die Möglichkeiten, die die Videotechnik bietet. VN-cd
„Wir streamen nicht, wir zeigen ein Projekt, das für die digitale Präsentation geschaffen wurde.“

Geplante Aufführungen: „Shirley – Visions of Reality“, 25. März, 20 Uhr, Spielboden Dornbirn, „Stranger Than Paradise“, 26. und 28. März, Video on Demand.