Musiktipps. Von Fritz Jurmann

KÜNSTLER Pittsburgh Symphony Orchestra, Dir. Manfred Honeck
ALBUM Beethoven Symphonie Nr. 9
LABEL FRESH! Reference Recordings/PR2 Classic
Den Pittsburghern geht es im Moment, wie allen amerikanischen Orchestern, nicht besonders. Neben Subventionen fehlen ihnen coronabedingt auch Eintrittsgelder. Gefeiert wird trotzdem, das 125-jährige Bestehen des fabelhaften Klangkörpers, dem der Vorarlberger Manfred Honeck seit 2008 prägend als Music Director vorsteht. So wird diese Jubiläums-CD mit Beethovens „Neunter“ live auch nach dessen Gedenkjahr zum „universalen musikalischen Allzeit-Manifest“, wie Honeck im Booklettext klarlegt. Freudig erregt und ohne Angst vor Opulenz ist ihm hier eine besondere Einspielung gelungen, in der neben Beethovens Idealen von Freiheit und Brüderlichkeit auch der Glaube an die Menschheit wichtig erscheint als „etwas, das gerade jetzt gebraucht wird“. Sein glänzend in Form befindliches Orchester, der klangschöne Mendelssohn Chor von Pittsburgh und vier namhafte Solisten lassen keine Wünsche offen. Großartig!
KÜNSTLER Offenburger Streichtrio
ALBUM Hungarian Serenade
LABEL NAXOS
Von den Feldkircher Schattenburg-Konzerten kennt man das Offenburger Streichtrio, dessen Cellist Martin Merker in unserer Region lebt und lehrt. Seit 1987 musiziert er gemeinsam mit den Brüdern Frank (Violine) und Rolf (Viola) Schilli in quasi blindem Vertrauen, bald entwickelte sich dank hoher Klangkultur, technischer Brillanz und radikaler Offenheit ein international viel beachtetes Vorzeigeensemble. Der harmlose Titel „Ungarische Serenade“ ihres aktuellen Albums täuscht nicht über dessen brisanten Inhalt hinweg mit Musik, die von verfemten jüdischen Komponisten dieses Landes im Fahrwasser ihrer Urväter Béla Bartók und Zoltán Kodály entstanden ist. Es sind in ungarische Folkloreelemente verpackte musikalische Mini-Tragödien, die die Lebensumstände von damals ahnen lassen und zwischen Bedrückung und Hoffnung heute noch tief berühren. Die „Offenburger“ nehmen sich alle Zeit für höchste Sorgsamkeit.
KÜNSTLER Felix Klieser, Horn, Chaarts Chamber Artists
ALBUM beyond words
LABEL BERLIN CLASSICS/Edel Kultur
Es ist verblüffend, wie sich der deutsche Hornist Felix Klieser (30) seit seinem Debüt bei der Schubertiade Hohenems 2018 Schritt für Schritt neues Terrain für sein Instrument und seine anscheinend unbeschränkten Möglichkeiten erobert. Er tut dies mit derselben Konsequenz, die ihn auch dazu befähigte, mit unvorstellbarem Durchhaltevermögen das Spiel auf seinem Instrument als weltweit erster Musiker ohne Arme zu absoluter Perfektion zu bringen. Nach dem gängigen klassisch-romantischen Repertoire von Hornkonzerten hat er sich in seinem neuen, fünften Album nun eigens arrangierten barocken Arien von Händel, Bach, Vivaldi und Gluck verschrieben und erzählt „beyond words“, also über Worte hinaus, seine Klanggeschichten so sanglich und berückend, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt. Bewunderung dafür lässt Klieser gelten, Mitleid will er keines. Geplantes Konzert bei Dornbirn Klassik: 11. März.
KÜNSTLER Felix Bernhard Huber, Komponist, David Nathan, Sprecher
ALBUM RUMPEL – Eine musikalische Geschichte
LABEL Auf Streaming-Plattformen gratis, CD folgt
Die Entstehung dieses Märchens vom Rumpelstilzchen klingt selbst fast wie ein Märchen. Der junge Bregenzer Trompeter und Kons-Absolvent Felix B. Huber, als Komponist im Land noch ein unbeschriebenes Blatt, wollte die auch politisch hintersinnige Geschichte der Gebrüder Grimm neu erzählen, in einem Hörbuch auf qualitativem Höchstlevel. In symphonischen Orchesterbildern erschuf er dazu einen wunderbar illustrativen Soundtrack, nicht synthetisch aus der Steckdose, sondern von 80 realen Musikern im „TonZoo“-Studio von Teddy Mayer live eingespielt. Auf diesem Tonteppich entwickelte der deutsche Schauspieler David Nathan, Synchronsprecher von Johnny Depp, mit seiner Erzählkraft einen Spannungssog, der Jung und Alt in seinen Bann schlägt. Ganz bewusst wurde alles auf YouTube produziert, damit „Rumpel“, wie der Märchenheld hier heißt, auch möglichst vielen zugänglich gemacht werden kann.


