Ein Besuch im Keller, der sich lohnt

Die neuen Mitglieder der Vorarlberger Künstlervereinigung warten mit Überraschungen auf.
Bregenz Das große Kunsthaus hat den Keller wiederentdeckt und zeigt dort nun, wie berichtet, Arbeiten des Franzosen Marcel Bascoulard, die somit erstmals in Österreich zu sehen sind. Was die Ausstellungen im Künstlerhaus Palais Thurn und Taxis betrifft, weiß man schon lange, dass es sich erstens immer lohnt, auch die Kunstadressen außerhalb des Zentrums von Bregenz aufzusuchen und dass dort zweitens auch das Untergeschoß wichtig ist. Im mit Nischen versehenen Kellergewölbe fristen die Arbeiten der neuen Mitglieder der Berufsvereinigung bildender Künstler Vorarlbergs kein Schattendasein, manche sind erpicht darauf, gerade dort auszustellen, liefert der Raum doch eine besondere Atmosphäre mit.

Evamaria Müller (geb. 1988 in Lustenau) kommt diese sehr entgegen, wenn sie mit ihrer Akustik-Installation die Assoziationsfähigkeit der Besucher fordert und den Keller zu einem Film-Setting werden lässt, das das Kopfkino aktiviert. Luka Jana Berchtolds Wandobjekte gehen zwar beinahe unter, der Bregenzerin (geb. 1990), die ebenso mittlerweile in Wien lebt und arbeitet, war allerdings schon mehrmals in Vorarlberg zu begegnen. Sie scheut kein Material und schafft es, sich die reduzierte Formensprache eines Minimalismus so anzueignen, dass mittlerweile ein eigenständiges Oeuvre entstanden ist. Eine ganze Nische füllt Bianca Lugmayr (geb. 1979), aus Wels stammend und mittlerweile in Rankweil lebend, mit Arbeiten, die das Handwerkliche mit fotografischen und zeichnerischen Ausdrucksmitteln sowie der Malerei verbinden. Es sind poetische Werke, deren feministisches Selbstbestimmungsvokabular über die Wahl der Bildsujets und die Anordnung von Porträts gut überhöht wird. „Everything is connected“ schreibt Birgit Pleschberger (geb. 1978 in Villach und in Thüringen lebend) und verleiht den Fakten über die Gestaltung spannenden Ausdruck.

Dass Anna Maria Ritsch oder Anna (geb. 1984) und Maria (geb. 1988) Ritsch eine eigene Kellernische zugeordnet wurde, versteht sich von selbst. Den Schwestern aus Dornbirn, die mittlerweile gemeinsam tätig sind und sich mit künstlerischer Fotografie international positioniert haben, ist auch eine Ausstellung im Flatz Museum gewidmet. Während der Pandemie haben sie das Sitzen erkundet und Bilder wie Filme geschaffen, die vom Inhalt wie von der Machart her überzeugen.

Auch Lukas Weithas (geb. 1991 in Harare und in Bregenz arbeitend) hat einen dieser Einzelräume erobert und versteht ihn mit einer Installation zu bewältigen, die aus Bildern und Objekten besteht und zum Ziel hat, die Position des Einzelnen in seiner Umgebung bzw. in einem sozialen Umfeld bis hin zur Geschlechtsidentität zu hinterfragen.
Die surrealistischen Landschaften und Kreaturen von Michael Salvadori (geb. 1986 in Bregenz und mittlerweile in Wien arbeitend) bieten wohl einen besonderen Anziehungspunkt im Künstlerhaus. Altmeisterliche Techniken – man denkt an Hieronymus Bosch, Albrecht Dürer oder M. C. Escher – beherrschend, eröffnet er den Betrachtern faszinierende Szenen, deren Deutung zwar offen bleibt, die aber mannigfaltige Anregung bieten. Hier spannt sich ein Bogen über die Jahrhunderte bis ins Jetzt, das Salvadori bestens berücksichtigt.
Die zum Teil hämischen Kommentare zur Gegenwartskunst, die der Dornbirner Peter Wehinger (geb. 1971) gesammelt hat, ergänzen den Rundgang. Der zitierte Goethe-Spruch „Ihr habt das Recht gesittet pfui zu sagen“ mag zwar gelten, doch letztlich geht es wohl darum, mit welchen Argumenten man die Arbeit von Dichterfürsten wie bildenden Künstlerinnen und Künstlern gegebenenfalls auch ablehnt.
Die Ausstellung im Künstlerhaus Palais Thurn und Taxis in Bregenz (Gallusstraße 10a) ist bis 7. März, Mi bis Sa, 14 bis 18 Uhr, So, 11 bis 17 Uhr geöffnet.