Michael Schwärzler erreicht die Menschen mit Sakralmusik

Kultur / 19.03.2021 • 19:00 Uhr / 6 Minuten Lesezeit
Michael Schwärzler erreicht die Menschen mit Sakralmusik
Michael Schwärzler: “Mir ist es wichtig, eine schöne Einheit zwischen Liturgie und Musik herzustellen.” AMANN

In der Erlöserkirche Lustenau-Rheindorf ist Michael Schwärzler Chef über die gesamte Kirchenmusik.

LUSTENAU Es geschieht sonst meist in religiösen Zentren wie dem Feldkircher Dom, dass Kirchenmusiker hauptamtlich angestellt werden. Die Pfarre Rheindorf sorgte für die einzige Ausnahme im Land. Seit 2011 wirkt Michael Schwärzler dort erfolgreich als Kantor, Organist, Chorleiter und Organisator der Rheindorfer Kirchenkonzerte.

Das ist ja fast eine kirchenmusikalische One-Man-Show, die Sie da seit zehn Jahren abliefern?

Ja, das ist ein weites Aufgabengebiet. Man hat damals einen Chorleiter und einen Organisten gesucht, ich nehme seither beide Funktionen wahr, indem ich den Kirchenchor meist von der Orgel aus dirigiere. Ich betreue aber auch die zehn Kantoren, gestalte die Liedpläne der Gottesdienste und übernehme das tägliche Orgelspiel in der Messe. Wichtig sind mir auch die von der Marktgemeinde unterstützten Rheindorfer Kirchenkonzerte mit heimischen Mitwirkenden und einem ansprechenden sakralen Programm.

Und Sie haben darin bis heute freie Hand für Ihre Ideen?

Ich bin in der glücklichen Lage, mit meinem Pfarrer Thomas Sauter einen sehr musikalischen und auch künstlerisch kreativen Dienstgeber auf gleicher Wellenlänge zu haben. Wir überlegen meistens zusammen, wie wir die Menschen, gerade in der aktuellen Zeit, erreichen können. Seit einem Jahr haben wir ein Konzept entwickelt, bei dem alle Gottesdienste, aber auch Gebete und Konzerte online per Livestream übertragen werden.

Morgen ist Passionssonntag, da beginnt der Höhepunkt der Fastenzeit. Wie lässt sich mit den derzeitigen Pandemie-Beschränkungen ein Gottesdienst sinnvoll musikalisch gestalten?

Wir werden die Gottesdienste auf vielfältige Weise mit Orgel, Kantoren, Schola, Bläsern und Instrumentalisten gestalten, wobei wir uns an die Richtlinien der Diözese mit vier Mitwirkenden halten. Da ab Gründonnerstag bis zur Osternacht unsere große Rieger-Orgel „schweigen“ muss, haben wir heuer eine kleine Truhenorgel für die musikalische Gestaltung im Altarraum organisiert.

Welche Aufgaben erfüllen Sie mit Ihrem Chor zu normalen Zeiten?

Leider hatte ich seit über einem Jahr keine Möglichkeit mehr zu proben. Der Chor war vorher sehr leistungsfähig und wir haben viele schöne Messgestaltungen und Konzerte verwirklicht. Dabei konnte ich auf die langjährige Tradition aufbauen, die der im Vorjahr 94-jährig verstorbene legendäre Chorleiter Otto Vonbank in dieser Kirche vorgelegt hat. Wir kannten uns gut und er hat meine Arbeit immer geschätzt. Wie es mit dem Chor nach der Pandemie weitergeht, kann ich momentan nicht abschätzen. Nachwuchsmangel und zu wenig Männerstimmen waren schon vor Corona ein großes Thema, das wird sich sicherlich in den Chören noch verstärken.

Auch in der Leitung des Bregenzer Männerchors war Otto Vonbank einer Ihrer Vorgänger. Was macht man in Corona-Zeiten mit einem aktiven Chor, der nicht singen darf?

Nachdem Anfang des Jahres noch keine Lockerungen in der Chorarbeit absehbar waren und wir bemerkten, wie sehr das Singen und die sozialen Kontakte den Sängern fehlten, haben wir uns entschieden, Chorproben online abzuhalten. Zuerst probte ich allein, mittlerweile probe ich vierstimmig mit Profis. Die Chorsänger können via Zoom von Zuhause aus mitsingen.

Sie stammen aus dem Allgäu und haben zunächst andere musikalische Einflüsse erhalten?

Ja, ich habe mich immer für verschiedene Musikgenres interessiert. Ich bin im Allgäu aufgewachsen, meine Eltern stammen allerdings beide aus dem Bregenzerwald. Darum durfte ich als Österreicher etwas verspätet auch bei der Militärmusik dienen und war sehr froh, dass ich Saxophon spielen konnte. Ich mache, wenn ich Zeit neben meiner Familie finde, auch gerne Musik auf der Steirischen Harmonika und habe am Lindauer Gymnasium sogar eine Big-Band geleitet.

Was gab den Anstoß, dass Sie Orgel und Kirchenmusik als Zentrum gewählt haben?

Da hat mir Elisabeth Zawadke am Landeskonservatorium wertvolle Impulse vermittelt, die ich später bei Kirchenmusikstudien in München und Wien vertiefen konnte. Dieses Wissen und die praktische Erfahrung geben mir die Grundlage für meine vielfältigen Aufgaben hier in Lustenau, bei denen ich mich sehr wohl fühle. Mir ist es wichtig, eine schöne Einheit zwischen Liturgie und Musik herzustellen, was in meinen Augen ein Hauptkriterium von guter und bereichernder Kirchenmusik ist. Fritz Jurmann

28. März, 17 Uhr, Erlöserkirche Lustenau: „Stabat Mater“ von Pergolesi (Miriam Feuersinger, Sopran, Isabel Pfefferkorn, Mezzosopran, Michael Schwärzler, Orgel)

auch online unter www.woche-der-begegnung.at

Zur Person

MICHAEL SCHWÄRZLER

GEBOREN 5. Juni 1980 in Lindenberg/Allgäu, wohnt in Gaissau

AUSBILDUNG studierte Orgel, Kirchenmusik, Cembalo und Saxophon (Landeskonservatorium Feldkirch, Musikhochschule München, Musikuniversität Wien)

TÄTIGKEIT Kirchenmusiker in Lustenau-Rheindorf, Konzertorganist, Leiter des Bregenzer Männerchores, unterrichtet Orgel bei Orgelbau-Rieger Schwarzach und an der Musikschule Lustenau

AUSZEICHNUNGEN Bundespreisträger bei „Jugend musiziert“ und „Prima la musica“ (Saxophon), Preisträger beim Franz-Schmidt-Orgelwettbewerb, Begabtenstipendium des Landes Vorarlberg

FAMILIE verheiratet, drei Kinder