Vom Umgang mit dem Schicksal

Kultur / 19.03.2021 • 17:11 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Lachen und ­SterbenFranz SchuhZsolnay336 Seiten

Lachen und ­Sterben

Franz Schuh

Zsolnay

336 Seiten

Der Titel des Buches hat mit dem Virus nichts zu tun.

Essays, Gedichte, Drama Als Franz Schuh im vergangenen Jahr ins Spital (nicht mit Covid-19) eingeliefert wurde, habe der diensthabende Arzt ihm wenig Überlebenschance gegeben, so Schuh. „Der Freundin teilte er mit, dass mein Tod wahrscheinlich wäre, und er fügte hinzu: ‚Er hat sich ja immer für den Tod interessiert.‘ Ja, das stimmt, und auch der Tod hat sich für mich interessiert“, schreibt Schuh im Eingangs-Essay seines Buches, dessen inhaltliche Klammer der Umgang mit dem Schicksal darstellt. Man könne versuchen, es anzunehmen und zu lieben, oder die Chance ergreifen, „dasselbe Schicksal auszulachen und entsprechend dramatisch lachend unterzugehen“. Schuh ist nicht untergegangen.

„Der Tod im Haus / lässt gar nichts aus. / Auf Stiege zwei / bricht er mein Herz entzwei.“ So beginnt sein Gedicht „Der Tod im Haus“, von dessen Ablehnung durch einen Literatur-Redakteur Schuh berichtet, weil es „unvermittelt, also ohne die künstlerisch gebotene Indirektheit“, auf das Coronavirus anspiele. „Das Virus gab es aber gar nicht, als ich das Gedicht schrieb“, und eigentlich geht es mindestens genauso um den Tod, den ein Haus erlitten hat, nämlich das unvermittelt abgerissene Nachbarhaus. In den Texten befasst sich Franz Schuh u. a. mit Harald Schmidt, Helmut Qualtinger und Georg Kreisler, Karl Kraus und Elias Canetti, Georg Ringsgwandl und Lukas Resetarits. „Ich wollte mir einen anschaulichen Begriff über das Lachen bilden – eine nicht abzuschließende Aufgabe.“

Ärzte und Schauspieler

Der Band schließt mit einem veritablen Drama. „Todesengel. Ein Lesetheater“ spielt in einem Spital und versammelt Patienten, Ärzte und Pflegepersonal zu einer Art klinischer Vorhölle, bei deren absurder Ausgestaltung man unweigerlich an Wolfgang Bauers „Minidramen“ denkt, wenn etwa „das Sextett des Wiener Gesundheitsverbunds“ „vier Vortragskünstler des Burgtheaters“, zwei Judokas, „ein riesiges Huhn mit dunkelbraunem Gefieder“ und im Finale auch der „Leiter des Instituts für Anlügeberatung“ ihre Auftritte haben. „Ein Gedicht, ein Gedicht“ wird in diesem Finale dringlich gefordert, ehe das Chaos ausbricht und der Vorhang fällt. Gedichte legt der Autor in der Tat jede Menge vor, und das ist vielleicht die größte Überraschung. Manche sind in Mundart und handeln von der Ersten Liebe oder vom Selbstmord, andere versuchen sich mit Erfolg an verschiedensten Formen vom Blues bis zum Chanson.

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