Ideale musikalische Einstimmung zur Karwoche

Kultur / 29.03.2021 • 20:00 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Ideale musikalische Einstimmung zur Karwoche
Miriam Feuersinger, Isabel Pfefferkorn und Michael Schwärzler in der Erlöserkirche Lustenau. JU

„Stabat Mater“, die populäre Marienklage von Pergolesi, erklang in der Erlöserkirche.

LUSTENAU War das jetzt das schon oft verheißene „Licht am Ende des Tunnels“, das da am späten Palmsonntag in der Erlöserkirche aufglänzte? Es war zumindest ein deutlicher Lichtschein der Hoffnung, wie ihn der italienische Barockmeister Giovanni Battista Pergolesi in seine berührende Marienklage „Stabat Mater“ von 1736 einkomponiert hat. Das auch bei uns beliebte Werk bildete die ideale Einstimmung zur Karwoche für zahlreiche Interessenten, die trotz Maskenpflicht, Abstandsregeln und schönstem Frühlingswetter in dieser „Geistlichen Abendmusik“ nach dem langen Lockdown auch ihren aufgestauten Kulturhunger stillen wollten.

Miriam Feuersinger und Isabel Pfefferkorn

Die Originalbesetzung dieser Sequenz umfasst neben den beiden Gesangssolisten meist auch Chor und Streicher. Hier in Lustenau erklingt das intime Werk reduziert auf das Notwendigste, nur mit den beiden Solostimmen und der Orgel als instrumentales Fundament. Und gerade diese Kargheit der Darstellung hat ihren besonderen Reiz, entkleidet das Werk seiner oft überschwänglich opernhaften Romantik und kommt damit unverfälscht zum liturgischen Kern der Aussage. Die drei weit über die Region hinaus bekannten heimischen Interpreten sind in ihrem Interpretationsansatz wunderbar aufeinander eingestimmt. Der bewusst etwas abgetönte, dennoch leuchtende Sopran Miriam Feuersingers und der dunkel geheimnisvolle Alt Isabel Pfefferkorns passen farblich ideal zusammen und verschmelzen in der gläubigen Innigkeit ihrer Duette, deren Terzenseligkeit das Werk wohl auch seine Popularität verdankt. Daneben vermag in kleinen, auch dramatischen Arien jede der Solistinnen den schmerzvollen Betrachtungen des Leidens der Gottesmutter unter dem Kreuz Christi so Ausdruck zu verleihen, wie es Jacopone da Todi in seiner Dichtung aus dem 13. Jahrhundert formuliert hat – mit schön ausgezierten Kantilenen, stilistisch untadelig und bewegend.

Michael Schwärzler

Eine besondere Aufgabe hat der verlässliche Michael Schwärzler zu bewältigen, der an der Rieger-Orgel den gesamten Orchesterpart mit interessanten Registrierungen nachvollzieht, eine klangliche und rhythmische Stütze bildet und dabei auch immer wieder solistisch hervortritt. Er leitet das Konzert auch mit einer Bach-Choralbearbeitung über „O Lamm Gottes unschuldig“ ein und begleitet zwei Arien aus dessen Matthäus-Passion. Pfarrer Thomas Sauter stellt dem Werk gehaltvolle geistliche Gedanken voran, der Raum selbst ist mit einer Video-Wand für Texte und die Übertragung von der Empore in den Altarraum ausgestattet und wird mit einer Lichtregie umspielt. Neben dem bedrohlichen Rot blitzt da auch die Farbe Grün auf für Hoffnung, im Text ist bei allem Schmerz der „Mater dolorosa“ auch von den Verheißungen des Paradieses die Rede. Also doch ein „Licht am Ende des Tunnels“? Die gläubigen Christen sprechen da von Auferstehung. Die große Glocke, die am Schluss den Applaus ersetzt, holt einen wieder auf den Boden der irdischen Realität zurück. Fritz Jurmann

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