Von himmlisch bis höllisch

Politisch aufgeladene Erlebnisschau mit Heimböck und Rendón Guerrero im Künstlerhaus.
Bregenz Bei einem ist der Himmel zwar nicht voller Geigen, aber immerhin voller Zuckerwürfel, und bei der anderen hat man sich erst einmal einen Weg durch kleine gefaltete Papierobjekte zu bahnen, die verspieltere Naturen an den Kinderzeitvertreib Himmel oder Hölle erinnern. Damit der Besuch im Künstlerhaus Palais Thurn und Taxis aber nicht zu süßlich erscheint, hat Maria Simma, Präsidentin der Berufsvereinigung bildender Künstler eine weitere Barriere eingebaut, Studenten der Technischen Universität München haben sich auf der Basis von Statistiken und eigenen Recherchen mit dem Problem der Obdachlosigkeit auseinandergesetzt und dürfen das Zwischenergebnis nun in Bregenz präsentieren. Unter dem Motto „We need to talk about homelessness“ wird verdeutlicht, dass die Lösung sicher nicht nur in der Schaffung weiterer Wohnräume liegt, sondern dass auch etwa die Bereitstellung von temporär zu nutzenden Unterkünften und die durchdachte Begleitung der Vergabe eine Aufgabe ist, der sich Kommunen zu stellen haben.
Zutiefst berührend
Am 18. April, ab 14 Uhr, werden, nach Voranmeldungen, Führungen angeboten, die die Verbindungen zwischen einer Fakten- und Ideensammlung und der künstlerischen Positionierung offenlegen. Am deutlichsten gelingt das bei der Begegnung mit dem Werk von Heide C. Heimböck. Die ausgebildete Architektin (geb. 1971 in Au) mischt seit einigen Jahren bei Verwendung verschiedenster Medien in der internationalen Kunstszene mit und schafft dabei vorwiegend politisch konnotierte Arbeiten, die die Beobachter mitunter mit dem Mittel des Humors einfangen. Wer von ihrer eingangs erwähnten Kunst des Papierfaltens noch nicht so überzeugt ist, betrachtet zustimmend ihre Dokumentation der Corona-Pressekonferenzen, bei denen wir alle schon erfahren haben, dass sich für ganz wenig Fakten ganz viel Redezeit verschwenden lässt. In kleinen Details von plakativ erscheinenden Installationen wie jener mit abgebrannten Zundhölzern offenbart Heimböck eine leise Poesie, eine Bildsprache, die zutiefst berührt.
Präzises Spiel
Bei Daniel Rendón Guerrero ist es das Erlebnis, das anzieht. Der Künstler und Pädagoge (geb. 1979 in Spanien) hatte zuletzt in der Galerie von Isabel Sandner ausgestellt. Er legt seine Affinität zu Alten Meistern wie zu Klassikern der Moderne offen. Der vielzitierte Magritte wäre in diesem Zusammenhang ein Grund umzukehren, würde Rendón Guerrero nicht so ein präzises Spiel mit der Appropriation betreiben, die in der Kunst bereits einem Befähigungsnachweis gleichkommt, den er locker erbringt. VN-cd


Geöffnet im Künstlerhaus Palais Thurn und Taxis in Bregenz, Gallusstraße 10a, bis 2. Mai, Mi bis Sa, 14 bis 18 Uhr, So und Feiertage, 11 bis 17 Uhr.