Kulturschaffende fordern Einhaltung des Regierungsprogramms

Bregenz In Vorarlberg werde nicht nur ignoriert, dass Kunst und Kultur ein Wirtschaftsfaktor sind, auch die Tatsache, dass kreative Leistungen eine wichtige Basis für die vielzitierte Zukunftsfähigkeit des Landes darstellen, bleibe unberücksichtigt, erklärt Brigitta Soraperra, bekannte Regisseurin und Kulturvermittlerin. Nach einer Kürzung des im Vergleich zum Landeshaushalt ohnehin marginalen Kulturbudgets haben zahlreiche Kulturschaffende ihr Unverständnis bekundet und mit Argumenten belegt. Nun wird in einem von Kulturschaffenden und Interessensvertretern initiierten Offenen Brief an Landeshauptmann Markus Wallner und Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink Gesprächsbereitschaft gefordert. Ausschlaggebend für den Zeitpunkt ist die jüngste Bekanntgabe von Zusatzförderungen für Investitionen in der Bauwirtschaft um rund 43 Prozent.
Gleichbehandlung gefordert
Angesichts dieser Maßnahmen bleibe den Vorarlberger Kulturschaffenden „buchstäblich die Spucke weg“, heißt es in dem Offenen Brief. Gefordert wird die Gleichstellung des Kultursektors mit allen anderen Bereichen, „denn wir sind ein genauso wichtiger Wirtschaftsfaktor wie Handel, Tourismus, Gastronomie, Landwirtschaft, Bauwirtschaft und Straßenbau. Wir fordern die angemessene, auch pekuniäre Wertschätzung unserer Produkte, mit denen wir nicht nur zur finanziellen Wertschöpfung, sondern auch wesentlich zur psychischen und physischen Gesundheit der Bevölkerung beitragen, insbesondere auch von Kindern und Jugendlichen und ganz besonders in gesellschaftlichen Ausnahmesituationen. Wir haben keine Gewerkschaft, aber das bedeutet nicht, dass wir keine faire Behandlung auf Augenhöhe verdienen.“ Plädiert wird dafür, das Regierungsprogramm einzuhalten, in dem von der Schaffung von guten Rahmenbedingungen für Kunst und Kultur die Rede ist. Außerdem wird die „Verdopplung des aktuellen Kulturförderbudgets auf dann immer noch lediglich 2,38 Prozent des gesamten Landesbudgets gefordert, um endlich ein verbindliches Fair Pay System verankern zu können.“
Maßnahmen für Neustart
Der Offene Brief ist von rund 100 Personen unterzeichnet, die entweder in vielen Bereichen freischaffend tätig sind oder Kulturunternehmen leiten. Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink reagierte am Donnerstag nicht direkt auf den Brief, wiederholte aber in einer Aussendung einige Unterstützungsmaßnahmen für Kulturschaffende in der Corona-Krise. Diese seien bekannt, kommentierte Interessensvertreterin Mirjam Steinbock die Aussendung, „leider gibt es aber noch immer keine Zukunftsorientierung.“ Es brauche Maßnahmen für den Neustart, deshalb fordern die Kulturschaffenden Gesprächsbereitschaft der Regierung. VN-cd
