“Bücher sind zum Fühlen da”
Das preisgekrönte Buch von Johanna Amann ist in der Dornbirner Stadtbibliothek zu sehen.
Ludesch Designerin Johanna Amann reizte es, das Unerforschte zu visualisieren. Die 27-Jährige verwirklichte ihre Ideen mit dem Werk „Atlas der unerforschten Gebiete“, das nun zu den schönsten Büchern Österreichs zählt. Eine Auszeichnung, die auf eine lange Tradition zurückgeht und jedes Jahr vom Hauptverband des österreichischen Buchhandels in Kooperation mit dem Bundeskanzleramt vergeben wird. Bis 30. April sind die preisgekrönten Bücher aus Österreich, Deutschland, Liechtenstein, Tschechien und den Niederlanden zum ersten Mal in der Dornbirner Stadtbibliothek ausgestellt. Darunter sind auch zwei weitere Werke aus Vorarlberg. Sarah Luger und Katharina Amann brachten mit ihrer gelungenen Publikation „Das Zweitkleinste. Vorarlberg in Zahlen“ wichtige Daten und Fakten aufs Papier. Der Dornbirner Buchgestalter Kurt Dornig wurde für seinen zweiteiligen Sammlungskatalog „Hilti Art Foundation – Die Sammlung“ durch das Fürstentum Liechtenstein ausgezeichnet. „Gestalterisch wie auch inhaltlich ist die Ausstellung sehr spannend und zeigt eine große Bandbreite. Die Besucher haben die Möglichkeit, die Bücher mit Händen zu erfahren,“ erklärt Gestalterin Johanna Amann.
Tiefste Höhle
Entstanden ist der Atlas von Johanna Amann als Abschlussarbeit für die Meisterschule für Kommunikationsdesign in Wien. Auf ihrem Weg begleitete sie ihr Lehrer Willi Schmid, der sie inspirierte und ihr Mut zusprach. „Ich wollte die Zeit nutzen und etwas machen, was ich sonst nie machen würde.“ Den Anfang nahm ihre umfangreiche Arbeit mit Besuchen in einem Antiquariat im sechsten Bezirk, dort stöberte die Ludescherin durch alte Landkarten und erwarb eine einzelne Seite aus einem Atlas. „Diese Karte aus dem Jahr 1881 hing lange Zeit in meinem WG-Zimmer an der Decke und während eines Spaziergangs, beim Nachdenken zu meinem Abschlussprojekt an der Graphischen, kam mir die Idee, einen Atlas zu gestalten.“ Es war der Startschuss für die Umsetzung ihres Buches, das sie dazu bewog, über 200 Fragen zu unerforschten Themen aufzuarbeiten. Die Grafikerin verzichtete bewusst auf eine bestimmte Anordnung, um Schubladendenken zu vermeiden. Amann befasste sich damit, warum Lebewesen altern oder griff die Frage auf, inwiefern Zeit eine Illusion ist. „Ich brachte Themen in einen neuen Zusammenhang und suchte nach Metaphern. So nutzte ich Darmwindungen, die ich ursprünglich für das menschliche Mikrobiom im Darm herausgesucht hatte, als Bild für die tiefste Höhle der Welt.“
Altes Sonnenrollo
Bei der Gestaltung nutzte sie verschiedenste Techniken und entschied sich dazu, Collagen von Hand zu entwerfen. „Meine Inspiration für meine Arbeiten hole ich mir aus Gesprächen, Ausstellungen und der Natur.“ Die Betrachter erwartet ein spannender Mix aus Landkarten, Abbildungen von historischen Pflanzen und Anatomiedarstellungen sowie Ausschnitten aus Magazinen. „Ich habe angefangen, sehr viel Material zu sammeln und mich in unterschiedlichste Richtungen auszuprobieren.“ Gebunden hat die Grafikerin ihr Buch mit einer Auflage von zehn Stück selbst. Ein altes Sonnenrollo, das sie in ihrer Klasse am Boden vorfand, verwandelte sie in einen personalisierten Buchumschlag. Als Gestalterin und Autorin verfolgt sie das Ziel, zum Nachdenken und Reflektieren anzuregen. „Bücher sind zum Fühlen da. Die Ausstellung vermittelt dem Besucher unterschiedlichste Inhalte.“ Neben Romanen, Kunstbüchern und Veröffentlichungen für Kinder, werden auch Ratgeber gezeigt.
Zur Person
Johanna Amann
Geboren 1993
Wohnort Ludesch
Ausbildung Kathi-Lampert-Schule, Freiwilligendienst in Litauen, Höhere Graphische Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt Wien, Meisterschule für Kommunikation 2019
Hobbys Wandern, Kochen, Klettern
Motto „Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.“
Die Ausstellung „Die Schönsten Bücher“ in der Dornbirner Stadtbibliothek ist bis 30. April geöffnet, Di bis Fr, 10 bis 18 Uhr und Sa, 10 bis 16 Uhr
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