Es blieb das alte Muster
Manchmal können einen die Abgeordneten zum Vorarlberger Landtag ziemlich „fuxen“. Vor allem dann, wenn man selbst Termine und nicht willkürlich Zeit zum Verbleib im Hohen Haus hat. So geschehen bei der Sitzung zum Rechenschaftsbericht am vergangenen Mittwoch, als ich – wie alle Jahre – auf die Kulturdebatte wartete. Und wartete. Und warte, weil der vorher zu diskutierende Bericht zur Bildung – natürlich ebenso wichtig wie die Kultur – ganz einfach nicht zu Ende gehen wollte. Und so blieb keine andere Wahl, als die heiligen Hallen des Landesparlaments zu verlassen und das weitere Geschehen im Internet zu verfolgen. Nicht das Gleiche, wie wenn man der Kulturdebatte sozusagen im Original folgt, aber letztlich gleich aufschlussreich.
Verwunderlich in jedem Fall der Auftakt zum Kapitel „Finanzen“, das der Kultur folgt, wenn der Abgeordnete Patrick Wiedl (ÖVP) zum Auftakt meinte: „Nach der feucht-fröhlichen Debatte über Kultur kommen wir zu einem etwas trockeneren Thema, nämlich den Finanzen.“ Mir ist schleierhaft, wo der Herr Abgeordnete eine „feucht-fröhliche Debatte“ gehört oder gesehen hatte, denn es gab weder was zu trinken noch waren die Reden zur Kultur mit besonderem Witz gespickt. Die Beiträge folgten im Gegenteil schlicht dem üblichem Muster. Auch die Rednerinnen und Redner waren vorhersehbar, für jede Fraktion trat die oder der für Kultur zuständige Abgeordnete ans Pult. Ebenso waren die angesprochen Themen nicht von besonderer Heiterkeit, sie spannten den weiten Bogen der Kulturpolitik, folgten aber doch ziemlich selten dem eigentlichen Thema, nämlich dem Rechnungsabschluss des Jahres 2020. Das wäre aber insofern relativ leicht möglich gewesen, als auch der Kulturbericht 2020 – übrigens in neuer Form und informativer, auch im Äußeren mehr der Kunst verpflichtet – vorlag, der auch von allen besonders gelobt wurde. In diesem Bericht sind alle Ausgaben zu Kultur und Wissenschaft penibel aufgelistet, man könnte also einzelne Posten untersuchen, hinterfragen, vergleichen mit früheren Kennzahlen und vieles mehr. Was nicht geschah.
So brachte die Kulturdebatte zwar von fast allem etwas, ließ aber doch den kritischen Ansatz, der mit einem solch Rückblick auf ein Kulturjahr – noch dazu ein Coronajahr – verbunden sein müsste, weitgehend vermissen. Die wenigen kritischen Anmerkungen konnten so keine wirkliche Debatte in Gang setzen, es blieb dabei, dass die einzelnen Abgeordneten ihre bereits vorher festgelegten Themen anbrachten. Eine wirkliche – von mir aus auch heftige – Diskussion wäre interessanter gewesen.
„So brachte die Kulturdebatte zwar von fast allem etwas, ließ aber doch den kritischen Ansatz, weitgehend vermissen.“
Walter Fink
walter.fink@vn.at
Walter Fink ist pensionierter Kulturchef des ORF Vorarlberg.
Kommentar