Selbst Beethovens “Fidelio” soll es an nichts fehlen

Kultur / 09.07.2021 • 20:11 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Marlies Wagner: „Ich bin eine echte Vorarlbergerin. Obwohl wir ein Unternehmerhaushalt waren, wurden wir musikalisch sehr gefördert.“ hofmann
Marlies Wagner: „Ich bin eine echte Vorarlbergerin. Obwohl wir ein Unternehmerhaushalt waren, wurden wir musikalisch sehr gefördert.“ hofmann

Marlies Wagner verantwortet mit dem Lech Classic Festival Einzigartiges.

Lech Das Plakat bzw. das Programmheft sollte nicht verwirren. Das neunte Lech Classic Festival ist in großen Lettern und mit einem Motiv aus dem Beethovenfries von Gustav Klimt angekündigt, obwohl heuer bereits zum zehnten Mal eine einzigartige Klassikreihe ausgetragen wird. Doch Marlies und Franz Wagner, die beiden Verantwortlichen, zählen korrekt, im letzten Jahr hat die Pandemie nur eine so genannte „Special Edition“ erlaubt. Wer eines oder mehrere Konzerte  – diszipliniert mit Maske und Abstand – miterlebt hat, dem ging angesichts eines ambitionierten Orchesters und der Solisten Camilla Nylund und Piotr Beczala nichts ab. Nur kürzer war die Veranstaltungsreihe und sie konnte nicht, wie geplant, Ludwig van Beethoven zu seinem 250. Geburtstag gewidmet sein.

„Walküre“ als Feuertaufe

Allein aufgrund der Vorarbeiten sei aber klar gewesen, dass heuer eben der 251. Geburtstag des Komponisten gefeiert wird. Mit Sätzen aus den Sinfonien, den fünf Klavierkonzerten mit Gottlieb Wallisch und Anastasia Huppmann sowie einer konzertanten Aufführung der Oper „Fidelio“. „Die ,Walküre‘ war unsere Feuertaufe“, erklärt Marlies Wagner rückblickend. „Wenn Wagner funktioniert, dann können wir auch diese Oper machen.“ Man erinnert sich, mit Christopher Ventris, Ain Anger und Linda Watson standen namhafte Sänger hinter dem in Lech verfolgten Konzept. Ain Anger ist heuer wieder als Rocco dabei, Leah Gordon, die bereits an der Bayerischen Staatsoper auftrat, debütiert in der Rolle der Leonore und Ferdinand von Bothmer übernimmt die Partie des Florestan. Der Schauspieler Joseph Lorenz agiert als Sprecher. „Wir haben die Dialoge weggelassen, aber wir haben Zwischentexte und kurze, interessante Bemerkungen für ein kundiges Publikum angefügt.“ Michael Güttler leitet das Festivalorchester, Johann Pichler hat den Chor einstudiert.

Ein eigenes Orchester und einen Chor gegründet zu haben, zählt ohnedies zu den Besonderheiten dieses Festivals wie die reduzierten Orchesterfassungen. „Fidelio“ wurde von Igor Retschitsky bearbeitet. Es sei die Kunst eines guten Bearbeiters, dass trotzdem nichts fehlt. Sie wisse aus Erfahrung, was jene Experten können, die solche Aufträge erhalten, bemerkt die Musikexpertin. Man dürfe beim „Fidelio“ auch angespielte Szenen erwarten. Ihre Solisten bringen viel Bühnenerfahrung mit, sie treffen sich in Lech und erarbeiten gemeinsam die Aufführung.

Warten auf die Konzerthalle

Weil es trotz der Genehmigung von Veranstaltungen am traditionellen Ort des Festivals, in der neuen Kirche, eng werden könnte, weicht man auch heuer wieder in den Sportpark in Lech aus. Die Akustik hat sich als gut erwiesen. Für die Sänger sei sie aber eine Herausforderung, weil sie alles geben mussten. Im Klartext heißt das, dass auch das Festival-Team den Bau eines neuen Saales in der Arlberggemeinde, der als Konzerthalle nutzbar ist, sehnlichst erwartet.

Der erwähnte Gottlieb Wallisch steht im Übrigen in einer reizvollen Verbindung zur Biografie von Marlies Wagner. Als sie nach dem Studium eine Sendung mit Meistern von morgen moderierte, war Wallisch einer der ersten Gäste. Als „Pflicht und Kür“ bezeichnet Wagner ihre Studienzeit. Im Vorarlberger Unternehmerhaushalt, in dem sie aufwuchs, war die Musik zwar allgegenwärtig und zu Weihnachten gab es Konzerte für die Schubertiade, lernen sollte sie dann doch etwas „G‘höriges“, somit hat sie Betriebswirtschaft und Musik studiert. Die Kombination kommt ihr nun zugute. Das Festival wird vor allem über private Förderer finanziert. Die anerkennenden Mails des Publikums motivieren. VN-cd

„Wir haben ein Festivalorchester und einen Chor, an weiteren Ideen mangelt es uns nicht.“

Lech Classic Festival vom 2. bis 8. August 2021 im Sportpark. Im Zentrum steht die konzertante Aufführung von Beethovens “Fidelio”: lechclassicfestival.com