Edle Stimmen im romantischen Duett

Birgit Plankel und Nina Edelmann-Plangg bezauberten gemeinsam mit dem Pianisten Yunus Kaya.
ALTACH Kann es in der Musik etwas Schöneres, Innigeres geben als zwei Frauenstimmen, Sopran und Mezzo, die sich melodiös ineinander verschlingen und dabei ihre Zuhörer ganz tief zu berühren vermögen? Die jüngste Ausgabe der „Altacher Soireen“ vermittelte am Sonntagabend solche Glücksgefühle in einer kurzen, dafür umso intensiveren Stunde.
Da entfalten nun im KOM der Gemeinde, für Liederabende ideal geeignet und diesmal angereichert mit Bildmotiven aus der Sammlung Monz, zwei heimische Sängerinnen in Duetten der Romantik den Zauber großer Liedgestaltung. Die Sopranistin Birgit Plankel ist weit über die Region hinaus als Konzertsängerin, Pädagogin und Leiterin ihres Landeskinderchores fest im Musikleben verankert. Dazu freut man sich, die in Altach aufgewachsene Mezzosopranistin Nina Edelmann-Plangg wieder einmal hierzulande zu erleben. Sie arbeitet in Wien als Solistin und Pädagogin mit ihrem Mann, dem Bariton Paul Armin Edelmann, den man als Papageno in der Pountney-„Zauberflöte“ von 2013 in bester Erinnerung hat. Sie glänzte hier zuletzt 2018 in Bellinis Belcanto-Oper „I Capuleti e i Montecchi“ auf der Bühne des Musiktheaters Vorarlberg.

„Wir Schwestern zwei, wir schönen“ ist der Abend mit einem Lied von Johannes Brahms nach Mörike überschrieben. Allein diese Wahl deutet ihre gemeinsame Geisteshaltung an, ihre Übereinstimmung im Grundsätzlichen. Sie betrachten diese Duette als Kammermusik, in der es um die enge Verflechtung der Stimmen, um größtmögliches Eingehen und Reagieren aufeinander geht, um entsprechende Wirkungen an stimmlicher Zweisamkeit. Trotz der langen Coronapause sind die beiden Stimmen bestens intakt, alles läuft wie geschmiert, auch mit großer Präzision und Intonationssicherheit. Birgit Plankel führt ihren schön abgerundeten, leicht ansprechenden Sopran ins Treffen, Edelmann prunkt mit berückenden Mezzotönen voll satter Wärme und feinen Konturen. Dazu gehört als versierter Klavierpartner Yunus Kaya, der ebenfalls in Altach aufgewachsene junge Pianist mit türkischen Wurzeln, der am Konservatorium unterrichtet. Er fühlt sich als gleichwertiger Teil dieses Trios, geht reaktionsschnell mit bei allen dynamischen und rhythmischen Wendungen und ist präsent, ohne jemanden zu übertönen. Und setzt mit Brahms’ Intermezzo op. 117/2 in b-Moll, einem Ausschnitt aus seinem tollen neuen Album, einen solistischen Ruhepunkt ins Liedprogramm.
Schmachtende Terzenseligkeit
Wie ideal die beiden Sängerinnen mit ihren Stimmen farblich und im Ausdruck zueinander passen, zeigt sich an Werken der drei romantischen Liedgrößen Mendelssohn, Schumann und Brahms. Eine dramaturgisch gut gewichtete Auswahl ihrer Duette spricht den Verstand, vor allem aber auch das Gemüt der Zuhörer an. Aus einer leicht melancholischen Grundstimmung um romantische Schwärmerei und unerfüllte Liebe stechen zur Freude der Zuhörer auch kleine Bosheiten und Neckereien heraus, die von beiden auch hübsch gespielt werden. Schön, dass man sich dabei auch eines romantischen Nachfahren mit Vorarlberg-Bezug erinnert hat, des nach dem Krieg in Vorarlberg tätigen Georg Hering-Marsal, der als gebürtiger Dresdner den Volkston in seinen Vorarlberger Heimatliedern nach Texten von Hannes Grabher so getroffen hat, dass daraus einige bis heute gültige Volkslieder wurden. Als Zugaben vermitteln die Barcarole aus „Hoffmanns Erzählungen“ wohlig schmachtende Terzenseligkeit, der „Abendsegen“ aus „Hänsel und Gretel“ schlicht Berührendes. Mit dem gemeinsamen „Guten Abend, gut’ Nacht“ von Brahms lassen die Zuhörer ihren Gefühlen freien Lauf.
FRITZ JURMANN