Vorarlberger Musikerinnen und Musiker zeigen sich verliebt in Bachs Musik

Miriam Feuersinger und ihre Gruppe feierten die 20. Produktion des Bach-Kantatenzyklus.
FELDKIRCH Aus besonderem Anlass scharte die Bregenzer Sopranistin Miriam Feuersinger am Wochenende ihr treues Stammpublikum der Bach-Kantatenreihe in Vorarlberg um sich. Es galt, in zwei Konzerten in Bregenz und im Dom St. Nikolaus das Jubiläum der 20. Produktion dieses Zyklus zu feiern, mit besonders festlichen Klängen aus Bachs unermesslich großem Schatz.
Es war ein gewagtes Unterfangen, das Miriam Feuersinger, verliebt in Bachs Musik, im Mai 2014 mit dieser Reihe im Land initiierte. Viele Fragen, die sich zunächst ergaben, löste sie mit der ihr eigenen Zuversicht, die auch in der Religion gründet, und kann heute auf ein florierendes Kulturunternehmen verweisen, das sich rasch seinen Platz in der heimischen Szene erobert hat. Die Bach-Kantatenreihe hat von Anfang an hohe Erwartungen in Bezug auf Qualität und Authentizität im Originalklang erfüllt.

Insofern war dieses Jubiläum der 20. Produktion der Bach-Kantatenreihe auch nichts weiter als eine Bestätigung des konsequenten Weges, den die Gruppe um Miriam Feuersinger bis hierher gegangen ist. Als eine der führenden, u. a. mit einem Echo-Klassik ausgezeichneten Sopransolistinnen im Bereich der deutschen geistlichen Barockmusik konnte sie sich von Anfang an die Elite der Barockspezialisten im Land und international aussuchen und zum heutigen Qualitätsstandard formen, so im Continuo den Cellisten Thomas Platzgummer als musikalischen Leiter, den verlässlichen Armin Bereuter, Violone, und Johannes Hämmerle an der Orgel. Da ist am frühen Sonntagabend nun viel Leidenschaft und Begeisterung spürbar, wenn sich das Ensemble in der Apsis des Domes zeigt, aus einem gemeinsamen Geist prächtig auf der Höhe barocker Interpretationskunst. Es geht diesmal um zwei Kantaten Bachs, die er allein zum Lobe Gottes um 1726 geschrieben hat und die deshalb schon von der Besetzung her zu klanglicher Prachtentfaltung mit Pauken und Trompeten, mit reichlich originalen Holzbläsern und Streicherglanz ausgestattet sind. Der ansehnlichen Zuhörerschaft erschließt sich über ein sattes, goldschimmerndes Klangbild der besondere Zauber dieser Musik. Die vier Gesangssolisten sorgen mit Stimmkultur und ausgeprägter Diktion dafür, dass auch Bachs musikalische Rhetorik und der geistlich-religiöse Gehalt der Werke auf direkten Weg beim Zuhörer ankommen.

Bei der ersten Kantate, „Gelobet sei der Herr, mein Gott“, BWV 129, ist das in relativ schlichter Abfolge mit drei Arien der Fall. Weit ideenreicher ist das zweite Werk, „Lobet Gott in seinen Reichen“, BWV 11, das sich „Himmelfahrtsoratorium“ nennt, obwohl es eine mit Rezitativen, Da-Capo-Arien und Choral angereicherte Kantate ist. An dieser Vorlage nun entzündet sich das Ensemble zu großer Form, für die vier Vokalsolisten als Solo und im Quartett als Chor gespickt mit herausfordernden Koloraturen und Verzierungen aller Art. Miriam Feuersinger gestaltet hell strahlend die Arie „Jesu, deine Gnadenblicke“, die Altistin Lea Elisabeth Müller findet wunderbar betörende Momente für die Darstellung des Schmerzes in der Arie „Ach, bleibe doch, mein liebes Leben“. Fein abgetönte Farben hält der klar zeichnende Bass von Sebastian Myrus im Rezitativ „Ach Jesu, ist dein Abschied schon so nah?“ bereit, und Daniel Schreiber führt mit seinem hellen, schlanken Tenor die bewährte Tradition des Evangelisten bei Bach fort. Dazu kommen mit glänzenden Klangkronen die drei heimischen Barocktrompeter Herbert Walser-Breuß, Jonas Inauen und Gabriel Morre sowie Steven Moser, Pauken. Ein gelungenes Innehalten also nach rund einem Viertel des 200 Werke umfassenden Kantatenwerkes von Bach. Fritz Jurmann