Zäsur am Konservatorium mit neuen Lehrstühlen

Keine Klassen für das Schöpferische, dafür bietet die Hochschule zukünftig Musikpädagogik und -dramaturgie sowie Konzertdesign.
Feldkirch Die nächste Akkreditierung ist im Gange. Nachdem seit einigen Monaten feststeht, dass es mit der Umwandlung des Vorarlberger Landeskonservatorium in eine Privatuniversität noch nicht klappt, lautet der Kurs Privathochschule. Damit kann in Vorarlberg zwar kein Doktoratsstudium angeboten werden, aber die Notwendigkeit der Kooperation mit der Universität Mozarteum ist in dem Ausmaß wie sie jetzt besteht, Vergangenheit. Eine Aufwertung der im Gebäude der ehemaligen Stella Matutina in Feldkirch untergebrachten Ausbildungsstätte ist seit etwa zwei Jahrzehnten im Gange. An der neuen zeitlichen Perspektive hat sich nichts geändert, im Herbst 2022 soll es so weit sein, wie Peter Schmid, der kaufmännische Direktor, auf Anfrage der VN bestätigt.

Schon bei der Akkreditierung zur Privatuniversität habe man über 90 Prozent der Anforderungen erfüllt. Im Rückblick beurteilt Schmid die Hochschule als gute Lösung. Wohl auch als seriösen Zwischenschritt, denn dass Vorarlberg einmal eine Privatuniversität für Musik bekommt, sei damit noch nicht ausgeschlossen. Für wiederholte Akkreditierungen gibt es Zeitvorgaben, die es der Bildungsabteilung ermöglichen, noch Zukunftsperspektiven zu entwickeln.
Neue Lehrstühle
Gefestigt hat sich hingegen schon der Plan, nach dem hinkünftig Lehrstühle in Feldkirch besetzt werden. Laut Direktor Jörg Maria Ortwein richtet sich der Fokus in erster Linie auf die Musikpädagogik und die Musikwissenschaft. Ersteres entspreche den Bedürfnissen in der Region, wobei in der Pädagogik-Abteilung auch die Hochbegabtenförderung integriert sein soll. Eingerichtet werden Studiengänge mit Bachelor- und Master-Abschluss. Das Augenmerk auf die Musikwissenschaft wirkt logisch, schließlich will man eine Hochschule und in weiterer Zukunft doch noch eine Universität sein.

Die Stellenausschreibungen sollen “schon sehr bald” erfolgen. Interessant sind die Vorhaben im künstlerischen Bereich. Ortwein spricht von Hauptkategorien bzw. Hauptgruppen, in denen Professorinnen und Professoren tätig sind. Dabei handelt es sich um die Instrumentalbereiche Violine, Klavier, den noch genau zu definierenden Bläserbereich und den Gesang.
Komposition gestrichen
Komposition soll in Feldkirch definitiv nicht mehr unterrichtet werden. Der international anerkannte und erfolgreiche Komponist Herbert Willi hatte jahrelang eine Klasse geleitet, die nach seiner Pensionierung nicht mehr weitergeführt wird. Und das, obwohl das Interesse an dieser Ausbildung stets vergleichsweise groß war. Den Einwurf, dass die Ausklammerung des Schöpferischen aus dem Institut im Vergleich zur Reproduktion und der reinen Interpretation Diskussionen hervorrufen wird, hält Ortwein für berechtigt. Man habe die neue Ausrichtung allerdings mit der Bildungsabteilung in der Landesregierung sowie mit den Vertretern der Musikschulen abgesprochen. Mit der Musikpädagogik wolle man auch ein Feld entwickeln, das international noch nicht so ausgeprägt ist.

Konzertdesign hinzugefügt
Abgesehen von der kulturpolitischen Entscheidung sind auch weitere Vorhaben erhellend, weil sie in Verbindung mit der Konzert- und Veranstaltungsszene stehen. Ortwein misst dem Bereich Konzertdesign, Musikvermittlung und Musikdramaturgie Bedeutung zu. Neben der Ausbildung am Instrument sei es notwendig, dass sich junge Musikerinnen und Musiker mit Auftrittsmöglichkeiten und -szenarien beschäftigen. Wer das Angebot in Vorarlberg beobachtet, weiß damit, wohin der Wind weht. Direktor Jörg Maria Ortwein spricht es konkret an. Das Konservatorium bzw. die Hochschule beabsichtigt eine Zusammenarbeit mit den Montforter Zwischentönen, in deren Rahmen Hans-Joachim Gögl und Folkert Uhde seit Jahren einen Wettbewerb für Konzertformate ausrichten.
Lehrer für allgemeinbildende Schulen
Ein wichtiger Faktor im Zusammenhang mit der Zukunft der Ausbildungsstätte sind auch die allgemeinbildenden Schulen. Auf längere Sicht sollte es möglich werden, für diesen Bereich in Feldkirch Musiklehrerinnen und -lehrer auszubilden. Man brauche sie sogar dringend.
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