Von Anna und ihren drei Ehemännern im Feldkircher Dom

Kultur / 15.01.2022 • 13:00 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Von Anna und ihren drei Ehemännern im Feldkircher Dom
“Was sagt Anna?” ist ein Projekt der Stadt Feldkirch, des Theaters am Saumarkt, des Landestheaters und der Vereinigung Literatur.Vorarlberg. VN/Serra

Vorarlberger Autorinnen und Autoren widmen sich dem Annenaltar von Wolf Huber.

Feldkirch So viel Öffentlichkeit bzw. so eine lange Laufzeit eines Projektes war wohl nicht geplant, und dass eine Ausstellung, die zum Großteil aus Faksimiles besteht, nun mindestens eineinhalb Jahre zu sehen ist, mag den pandemiebedingten Schließtagen geschuldet sein oder auch dem sich erst langsam abzeichnenden Nutzungskonzept für das renovierte Palais Liechtenstein in Feldkirch. Man hat offenbar keine Eile, sich, wie geplant, dem heiliggesprochenen Fidelis zu widmen, der im frühen 17. Jahrhundert von Feldkirch aus wirkte. Um sich mit dem aus der Stadt stammenden, berühmt gewordenen Maler Wolf Huber (ca. 1485–1553) anhand sorgfältig aufgelisteter Fakten zu beschäftigen, haben Kunstinteressierte somit noch bis November dieses Jahres Zeit, das zentrale Werk bleibt darüber hinaus ohnehin im Dom. Dort ist Nikolaus der Namenspatron, der wertvolle Altar ist ein Auftragswerk der damaligen Annenbruderschaft, das besagter Wolf Huber vor 500 Jahren lieferte.

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Die verloren gegangenen und im 20. Jahrhundert wieder aufgetauchten Seitenflügel verleihen der Altarhistorie Spannung. Dass die momentane Präsentation nicht dem entspricht, was einst vorgesehen war, haben nun auch jene Autorinnen und Autoren thematisiert, die die Ausstellungsmacher, das heißt, die Stadt Feldkirch gemeinsam mit dem Theater am Saumarkt, dem Vorarlberger Landestheater und der Vereinigung Literatur.Vorarlberg mit einem Theaterprojekt beauftragten, das am Samstag aufgeführt wird.

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Tobias Fend, Autor und Leiter des Theaters Café Fuerte, rückt dem Altar bzw. seinen fragwürdig gereihten Bildern mit der Säge zu Leibe und bemerkt nicht ohne Zynismus, dass die Bruderschaft auf zwei Personen geschrumpft ist. Man hätte vielleicht doch auch Frauen aufnehmen sollen. Dieses Thema erhält auch bei Barbara Herold, Autorin und Leiterin der Gruppe dieheroldfliri, entsprechendes Gewicht. Anna hatte sich aus patriarchalischer Perspektive ausschließlich über die Mutterrolle, die ihr lange versagt blieb, zu identifizieren. Dass die angebliche Großmutter von Jesu gleich mehrere Kinder gebar und drei Mal heiratete, wird gerne verschwiegen. Auch in der Betrachtung durch Kadisha Belfiore und Katharina Klein tauchen solche Aspekte auf. Inszeniert hat Lisa-Maria Cerha.

“Was sagt Anna?”, Dramen zum Annenaltar von Vorarlberger Autorinnen und Autoren, 15. Jänner, 19 Uhr, Dom in Feldkirch. Weitere Aufführungen sind in Planung.

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